Die Vogels und die Einsiedels
Zwei Generationen des Zusammenwirkens von Mäzenen und Künstlern auf Schloss Wolkenburg
Gerd-Helge Vogel
Die Grafen von Einsiedel als Rittergutsbesitzer und die Familie Vogel als Maler bestimmten um 1800 über zwei Generationen hinweg durch ihre Rolle als Kunstmäzene einerseits und künstlerische Auftragnehmer andererseits das künstlerische Geschehen im Zwickauer Muldenland.
Detlev Carl Graf von Einsiedel (1737-1810), ein aufgeklärter Adeliger und Freund der Künste, engagierte Christian Leberecht Vogel (1759-1816), den damaligen Hofmaler von Wildenfelser, für die Ausgestaltung seiner Schlossräume in Wolkenburg. Sein Sohn Detlev Graf von Einsiedel (1773-1861) setzte nach dem Tod des Vaters diese enge Verbindung zu Christian Leberecht Vogel fort und übertrug diese Bindungen später auch auf dessen Sohn Carl Christian Vogel (1788-1868), der nach seiner Rückkehr von einer siebenjährigen Italienreise zum Professor an der Dresdner Kunstakademie ernannt worden war. Durch dieses Amt bestand zwischen Vogel jun. und Einsiedel jun. – letztere fungierte inzwischen in Dresden als Kabinettsminister – ein enges Dienstverhältnis zwischen Vorgesetztem und Unterstelltem. Das hielt einerseits die ursprünglich engen familiären Bindungen, die zwischen den Vätern bestand, in der Generation der Söhne auf Distanz, andererseits blieb ein wohlwollender Umgang gegenseitiger Hochachtung prägend für ihr Verhältnis zueinander, das umso verbindlicher wurde, je mehr Carl Christian zum sächsischen Hofmaler avancierte und schließlich als „Vogel von Vogelstein“ geadelter Maler international brillierte.
Der diesem Thema gewidmete Begleitband zu einer Ausstellung auf Schloss Wolkenburg wirft erstmals ein Licht auf dieses Beziehungsgefüge zwischen den beiden Generationen von Mäzenen und Auftragnehmern, das zunächst im Zwickauer Muldenland und dann in der sächsischen Kapitale zu fruchtbaren künstlerischen Ergebnissen führte.