Die Zeit des Fegfeuers
August Berz, Jean-Marc Bot
Zu Beginn des dritten Jahrtausends scheint die Frage nach dem Fegfeuer den Geist der Christen nicht mehr sosehr zu beschäftigen wie am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Angst vor einer am Imaginären klebenden Frömmigkeit, die ökumenische Behutsamkeit, der Heilsoptimismus bringen eine Menge von Einwänden. Auch schwirren da und dort peinliche Erinnerungen im Gedächtnis herum: Erinnerungen an tägliche Buchhalterei über Gebetsalmosen für die ‚armen Seelen‘ oder an Panik angesichts der Aussicht auf das Durchschreiten einer ‚Hölle auf Zeit‘, worin man für das künftige Glück unerträgliche Qualen zu bezahlen hat. Kurz, viele möchten das Fegfeuer am liebsten vergessen.
Das vorliegende Buch ist darum vorerst ein Versuch, diesen Glaubensartikel aus seinem kulturellen Fegfeuer herauszuholen, die Wörter zu entstauben, zu reinigen, ihnen wieder ihren richtigen Sinn zu geben. Noch mehr: aufzuzeigen, dass man das Fegfeuer erfinden müsste, wenn es noch nicht existierte.
Beim Beantworten der Einwände vernachlässigt der Autor keinen der wichtigen Aspekte: geschichtliche Entwicklung in der Bibel und in der Überlieferung, Beziehungen zwischen der Zeit und der Ewigkeit, Schicksal der Seele und besonderes Gericht, Läuterung vor und nach dem Tod, christliche Weise, mit den Toten zu verkehren dank der Gemeinschaft der Heiligen. Ergebnis: ein einzig dastehender zeitgemäßer vollständiger Traktat über das Fegfeuer.