Diesseits der Form
Architektur auf dem Weg zur Energiewende - xia Intelligente Architektur, 100 Beiträge aus 100 Ausgaben, 1994 - 2017
Mit dem frühen publizistischen Engagement für Energieeffizienz, Solares Bauen und einen rationalen Technologieeinsatz im Gebäude stand die Architekturfachzeitschrift xia Intelligente Architektur Mitte der 90er-Jahre noch ziemlich alleine da. Zudem wurden der Architektur mess- und belastbare Kriterien zugeordnet, die in xia immer primär als architektonische Herausforderungen mit gesellschaftlichem Anliegen verknüpft und verstanden wurden. Den Aufhänger dazu lieferten
die Energiethematik als Anlass und der Begriff „Integrale Planung“ als Lösungsweg. Im Gegensatz zu den geltenden Ordnungsprinzipien war die Redaktion davon getrieben, das etablierte Schubladendenken aufzubrechen, die am Planungs- und Bauprozess Beteiligten auf Augenhöhe miteinander ins Gespräch zu bringen: Architekten, planende Ingenieure und produzierende Unternehmen gleichermaßen.
Diesseits der Form: Der selbst gewählte publizistische Auftrag von xia besteht darin, in Projekt und Fachbeiträgen der Frage nachzugehen, warum ein Gebäude so aussieht, wie es am Ende von Planung und Ausführung – also zu Beginn seiner Nutzungsphase – dasteht. Welche Einflussfaktoren haben das Projekt geformt? – Von den vorgefundenen lokalen Gegebenheiten über die Fachkompetenz der beteiligten Planer bis zur Verwendung und Verfügbarkeit einzelner Bauprodukte. Die vorliegende Zusammenstellung von 100 Beiträgen aus den ersten 100 Ausgaben von xia Intelligente Architektur (1994 bis 2017) belegt und dokumentiert dieses Anliegen und damit einen Abschnitt von mehr als 20 Jahren Baugeschichte, eine Entwicklung, die der Architektur ihre allgemein gesellschaftliche – auch politische – Relevanz zurückgegeben hat. Was diese Sammlung nicht ist: Sie ist keine wissenschaftliche Aufarbeitung dieser epochalen Entwicklung und kein Lehrbuch mit dem Anspruch auf Vollständigkeit. Auch sollte dem Leser bewusst sein, dass ein Teil der hierfür ausgewählten Artikel heute nicht mehr primär unter dem Aspekt der Aktualität gelesen werden kann. Vielmehr bildet sich hier eine durchaus subjektiv wahrgenommene und verfolgte Spur in der Vielfalt der Erscheinungsformen einer klimagerechteren Architektur ab, wie sie weltweit auf höchst unterschiedliche Art vollzogen wurde, aber so nur von Deutschland aus erkennbar war, was nicht zuletzt dem Umstand geschuldet ist, dass wesentliche Köpfe und Betreiber dieser Bewegung hier im Land ihren Standort oder Ausgangspunkt haben.
Das Wissen und die Werkzeuge, die zum Entwurf und zur Realisierung einer Architektur beitragen, die den Bedürfnissen der Menschen und dem Schutz der Umwelt gleichermaßen gerecht wird, sind heute vorhanden, auch gründlich diskutiert, erprobt und teilweise mühevoll erlernt worden. Der vorliegende Band, mit den Reproduktionen von 100 wesentlichen Beiträgen, aus fast 25 Jahren publizistischer Arbeit, möchte das dafür notwendige Verständnis befördern, die Protagonisten
würdigen und deren Erfahrung an junge Architekten und Ingenieure weitertragen.