Douglas Sirk und das ironisierte Melodram
Thomas Brandlmeier
1937 floh der deutsche Regisseur Douglas Sirk in die USA. Die Melodramen, die er im Hollywood der 1950er Jahre drehte, prägten das Genre nachhaltig.
Douglas Sirk war eigentlich ein Theater-Mann und verantwortete in den 1920er Jahren viele wichtige Produktionen des deutschen Theaters. Die Nazis hetzten gegen seine Arbeit, sodass er in den 1930er Jahren zum Film auswich. Bei der UFA wurde er zum Entdecker von Zarah Leander. Emigrationspläne scheiterten lange, da sein Pass wegen Unzuverlässigkeit eingezogen war. 1937 flog er über Italien in die USA. Dort gelang ihm unter großen Schwierigkeiten ein Einstieg in die Filmindustrie. Bei Universal wurde er in den 1950er Jahren zu einem überaus erfolgreichen Melodramen-Regisseur. Seine Spezialität sind ironische Brechungen im Melodram, ein Gestaltungsmittel, das im Zentrum dieses Buchs steht. „Written on the Wind“ („In den Wind geschrieben“) von 1956 und „Imitation of Life“ („Solange es Menschen gibt“) von 1959, seine letzte Regiearbeit in Hollywood, sind seine berühmtesten Filme. Sirk hat nicht nur Melodramen gedreht, aber in allen seinen Filmen sind melodramatische Momente prägend. Lange galt er deshalb als Melodramen-Regisseur schlimmster Sorte. Langsam entdeckt wurde Sirk erst ab den 1960er Jahren. Bedeutende Filmwissenschaftler (Sarris, Bellour, Brochier, Halliday, Elsaesser) und Filmkritiker (Truffaut, Godard) schrieben begeisterte Analysen seines Werks.