Eduard Lyonel Wehner (1879-1952)
Architekturthemen der Reform- und Heimatschutzbewegung im Raum Düsseldorf
Markus Fritz
Das Schaffen des heute fast vergessenen Düsseldorfer Architekten Eduard Lyonel Wehner (1879-1952) zeigt wesentliche Aspekte des Übergangs vom Späthistorismus zur Architektur der frühen Moderne. In seinem Werk verschmolzen, beeinflusst von Paul Schultze-Naumburg und Paul Mebes, künstlerische Vorstellungen des frühen Werkbundes und der rheinischen Heimatschutzbewegung. Wehner sah die Architektur des Historismus als Fehlentwicklung an, die Kulturlandschaften zerstöre und die Menschen damit ihrer Identität beraube. Die Erhaltung jener Identität war sein Anliegen. Sein architektonisches Ausdrucksmittel war der Traditionalismus, der eine schlichte, handwerklich solide und zeitgenössische landschaftsgebundene Architektur forderte. Wehner sprach sich zwar inhaltlich gegen den Historismus aus, gleichwohl schöpfte er mit verändertem geistigen Anspruch aus dessen ergiebigem Formenrepertoire. Wehner konnte seine Vorstellungen zunächst in seinen großbürgerlichen Landhäusern und Werksbauten im rheinischen Raum umsetzen. Nach der völlig veränderten wirtschaftlichen Situation infolge des Ersten Weltkrieges suchte Wehner neue Aufgaben, die er im Ingenieurbauwesen, im Ladenbau und dem städtisch geförderten Wohnungsbau fand. Hierbei vollzog sich in seinem Werk ein grundlegender inhaltlicher wie formaler Wandel. Nun propagierte er in Werk und Wort die Aussöhnung zwischen heimatlicher Architektur und Technik. Insbesondere durch die Verwendung von Backstein als Baumaterial trug Wehner die Ideen der niederrheinischen Heimatschutzbewegung weiter. Dies verband sich in seinen Kirchenentwürfen mit expressionistischem Formengut und einer Baumassengliederung, die die Architektur des Mittelalters reflektierte. In seinen späten Beiträgen zur Ingenieurbaukunst sowie zum Wohnungs- und Gewerbebau zeigen sich zusätzlich Tendenzen des Art deco und des Neuen Bauens.