Ein einheitlicher Ansatz der Last-Verformungsbeziehung aussteifender Wandscheiben im Holzbau
Sascha Schwendner
Für ein linear-elastisches Verhalten von Werkstoffen und Bauteilen kann die Anfangssteifigkeit im Holzbau zuverlässig abgeschätzt werden. Um einen abrupten Einsturz eines Gebäudes zu vermeiden, sollten Aussteifungssysteme durch große Verformungen auf ein Versagen hinweisen. Besonders unter Erdbebeneinwirkungen, deren Betrachtung in den letzten Jahren auch in Deutschland deutlich an Bedeutung gewonnen hat, ist einem schlagartigen Versagen vorzubeugen. Dies kann dadurch gewährleistet werden, dass duktil versagende Elemente in den Bauteilen eingebaut werden und ein frühzeitiger Bruch von Bauteilen, die ein sprödes Versagen aufweisen, ausgeschlossen wird. Um dieses Versagen
mit ausreichender Sicherheit prognostizieren zu können, ist eine Kapazitätsbemessung erforderlich. Zudem kann durch eine duktile Auslegung der Aussteifungselemente ein Großteil der einwirkenden Erdbebeneinwirkungen über die im System dissipierte Energie und die zugehörigen Verformungen aufgenommen werden. Eine Prognose der nicht-linearen
Last-Verformungsbeziehung nach dem Verlassen des linear-elastischen Verhaltens ist im Holzbau sehr komplex und nicht eindeutig definiert.
Neben den kraftbasierten Nachweisverfahren sind in der [DIN EN 1998-1] (EC8) auch zwei nicht-lineare Verfahren geregelt. Die nicht-lineare Zeitverlaufsberechnung kann nicht ohne vertiefte Kenntnisse sowohl auf der Einwirkungs- als auch auf der Widerstandsseite angewandt werden, wohingegen statisch nicht-lineare Verfahren auch in der täglichen Ingenieurpraxis durchaus Verwendung finden können. Die Einwirkungsseite ist durch die vorhandene Normung eindeutig definiert. Lücken gibt es auf der Widerstandsseite, u.a. bei Aussteifungskonstruktionen im Holzbau hinsichtlich der Last-Verformungsbeziehung der duktilen Elemente. Die Anwendung von nicht-linearen statischen Verfahren im Stahl- oder
Massivbau ist weitaus besser etabliert.