Eine Handvoll böser Greise
Roman
Winfried Croon
Im Penthaus der Residenz ‚Fünfeichen‘ hausen fünf merkwürdige Greise. Sie sind unheilbar krank, machen sich noch einen späten Lenz oder versuchen es doch, jazzen sich in ihrer Dixieland-Combo die Todesangst von der Seele, genießen, jeder für sich, einen unverschämten Zaster, sind untereinander in herzlichem Hass verbunden und pflegen alle zusammen die höhere Ironie. Ohne jede Moral und aller Illusionen ledig, finden sie sich selbst sowie einander wie auch das Dasein schlechthin zum Speien, suchen sich folglich einen originellen Freitod aus und treten ihn in alphabetischer Reihenfolge an. Vor dem Hintritt lassen die Moribunden, wie unter
ihresgleichen der Brauch, ihre Vergangenheit Revue passieren, und die hat es jeweils in sich. Altvogt, der Trompeter, macht Karriere plus Reibach als Gangsterboß. Enderlin, der Klarinettist, als Gigolo de luxe. Irrwisch, der Mann mit dem Saxophon, als Schweinekapitalist. Oschatz, der Banjozupfer, als Kitsch-, Schund- und Schmutzliterat. Und Uhl zu Eulenstein, der Freiherr am Flügel, als Sektenguru. Die Typen sind paradox, einerseits Mörder und auch sonst sittlich mißraten, andererseits Bösewichter mit Tiefgang, gottlose Gottsucher und mancher menschlichen Regung fähig. Die alten, verkommenen Kerle haben, alles in allem, durchaus ihren Charme.