Eine neue „Kultur des Gebärens“
Die Medikalisierung von Geburt im 18. und 19. Jahrhundert in Deutschland
Hans-Christoph Seidel
Geburt und Geburtshilfe durchliefen vom späteren 18. bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert einen tiefgreifenden Wandlungsprozeß. Im Verlauf dieses Prozesses entwickelte sich die Geburtshilfe zu einem Teilgebiet der medizinischen Wissenschaft, entstanden die ersten Entbindungsanstalten, wandelte sich die weibliche Geburtshilfe zum modernen Hebammenberuf, praktizierten immer mehr akademische Ärzte als Geburtshelfer und wurden so die Frauen mit einer neuen „Kultur des Gebärens“ konfrontiert. Dieser historische Prozeß wird als Medikalisierung bezeichnet. Das Buch diskutiert die Antriebskräfte, den Verlauf und die Folgekosten der Medikalisierung von Geburt im 18. und 19. Jahrhundert kritisch und differenziert.