Einfluss der Lagerung von kaninem konservierten Vollblut auf Erythrozytenstabilität, globale Gerinnungsaktivität und Thrombozytenfunktion
Hendrik Lehmann
Ziel der Arbeit war es, die Lagerung von Vollblut bei 4 °C im Verlauf von 28 Tagen Lagerung in Bezug auf Lagerungsschäden, globaler Hämostase und Thrombozyten-funktion zu untersuchen, um Empfehlungen für die Lagerung von Vollblut zur Therapie akuter Blutungen zu formulieren. Zu diesem Zweck wurde 21 ausgewachsenen, gesunden, regelmäßig geimpften und entwurmten Hunden mit einem ruhigen Gemüt und schwerer als 27 kg 450 ml Vollblut im Zeitraum vom 13. Januar 2021 bis 1. März 2021 im Zuge einer regulären Blutspende entnommen. Die Studie hat vom Regierungspräsidium folgendes Aktienzeichen erhalten: V 54 – 19 c 20 15 h 02 GI 18/17 kTV 16/2020. Um interindividuelle Unterschiede der Thrombozytenfunktion zu eliminieren, wurden je 220 ml Vollblut aus jedem gespendeten Vollblutbeutel entnommen und mit je 2 anderen, am selben Tag entnommenen Vollblutspenden gepoolt, sodass 7 Vollblutpools entstanden. Diesem Poolbeutel wurden zweimal 50 ml entnommen und in je einem leeren Blutbeutel aliquotiert. Der erste 50 ml Vollblutbeutel wurde der Gruppe VB zugeordnet, dem zweiten Vollblutbeutel wurden 11 ml einer Erythro-zytennährlösung zugesetzt und er wurde anschließend der Gruppe VBPAGGS zuge-ordnet. Die Blutprodukte wurden aufrecht bei 4 °C gelagert und jeden zweiten Tag geschwenkt, um die Zellen und Nährmedien gleichmäßig zu durchmischen. Am Tag der Blutspende (Tag 0) sowie an den Tagen 1, 3, 5, 10, 15, 21 und 28 nach Blutent-nahme wurden ausführliche labordiagnostische Untersuchungen zur Evaluierung der Lagerungsschäden, globalen Hämostase und Thrombozytenfunktion durchgeführt. Dies beinhaltete die serielle Untersuchung der Glukose-, Laktat-, Kalium-, Phosphat-, Ammoniak- und LDH-Konzentration sowie die Entwicklung des pH-Wertes. Zelluläre Parameter zur Beurteilung der Hämolyse, sowie der Veränderungen der Thrombozytenmorphologie und Struktur mittels der Thrombozytenindices wie der MPC und PCDW wurden durch das auf Durchflusszytometrie basierte Hämatologiesystem ADVIA 2120i (Siemens Healthcare) ermittelt. Die globale Hämostase wurde durch Thrombelastographie untersucht. Die Thrombozytenfunktion wurde mittels Impedanzaggregometrie nach ADP- und Kollagenaktivierung erfasst. Eine Sterilitätskontrolle erfolgte an den Tagen 0, 3, 5, 15 und 28.
Die Lagerung hatte erwartungsgemäß einen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung der Metabolite. Die Glukosekonzentration sank ab Tag 3 der Lagerung signifikant ab (p = 0,011), während die Laktatwerte in beiden Gruppen ab Tag 1 signifikant anstiegen (p < 0,001). Die Hämolyse in beiden Gruppen stieg während der 28 Tage Lagerung an, lag aber deutlich unter dem vorgegebenen Maximalwert von 0,8 %. Die Parameter der globalen Hämostase waren während der ersten 15 Tage der kühlen Lagerung stabil und blieben innerhalb des Referenzintervalles. Ab Tag 21 war ein deutlicher Abfall der globalen Gerinnungsaktivität nachweisbar. Die Thrombozytenfunktion der kalt gelagerten Thrombozyten in beiden Vollblutgruppen fiel im Verlauf der Lagerung ab dem dritten Tag signifikant ab (p = 0,002) und erreichte noch ungefähr ein Drittel der ursprünglichen Funktion an Tag 15. In Kombination mit den Ergebnissen der zellulären Veränderungen und der globalen Hämostase lassen die Ergebnisse die Schlussfolgerung zu, dass Vollblut für 15 Tage bei 4 °C gelagert werden kann und dabei ausreichend hämostatische Kapazität und Thrombozytenfunktion behält.
Dabei hat die Verwendung einer zusätzlichen Erythrozytennährlösung während der Lagerung der Erythrozyten und Thrombozyten bzw. Thrombozytenfunktion und globalen Hämostase keinen Vorteil gezeigt.