„Einmal Emigrant – immer Emigrant?“
Der Schriftsteller und Publizist Robert Neumann (1897-1975)
Anne Maximiliane Jäger
Der vielseitige Autor und streitbare Publizist Robert Neumann (1897–1975) ist während der vergangenen Jahrzehnte fast ausschließlich als literarischer Parodist rezipiert worden. Vergessen schien sein umfangreiches literarisches Schaffen, das historische und zeitkritische Gegenwartsromane, biografische Skizzen, autobiografische Schriften sowie literatur- und kulturkritische Essays umfasst. Vergessen auch die Arbeiten für Rundfunk und Fernsehen, die pointierten Einmischungen in die politischen und kulturellen Debatten der deutschen Nachkriegsjahrzehnte und die zentrale Rolle, die Neumann als Integrationsfigur der österreichischen Schriftsteller im englischen Exil, als Mitbegründer des österreichischen Exil-P.E.N., des Free Austrian Movement und Vizepräsident des Internationalen P.E.N.-Clubs gespielt hat.
Der Band versammelt Aufsätze zu verschiedenen Aspekten des Neumann’schen Werks: zu den autobiografischen Schriften, die in ihrer Mischung aus Fakten und Fiktionen ein instruktives Beispiel für die Autobiografie zwischen historischem Dokument und literarischer Identitätskonstruktion bieten; zu Neumanns Rolle als eigenwilliger Aufklärer im Rahmen der deutschen Nachkriegsgegenwart; zu Aspekten seiner erzählenden Prosa in deutscher und in englischer Sprache bis hin zum „Werkstattbericht“ über die gerade entstehende kommentierte Teiledition seines umfangreichen Nachlasses.