Elfenstress 3 – Sieben Könige
Ein historisches Schlachtenepos aus fernen Landen und noch fernerer Zeit, als Helden noch Helden und der Wein noch Wein war
Edmund F. Dräcker, Mykel Lukasiewicz, Frank Münschke dwb, Alpha O'Droma
Der Lebensweg mancher Männer erscheint so geradlinig wie der eines Armbrustbolzens auf seiner Reise ins Herz des Feindes. Andere wiederum taumeln suchend durch die Welt wie ein Zecher in der Nacht der Lenzfeier, ohne je ihre Heimstatt zu finden.
Das Leben mancher Menschen ergibt einen perfekten Kreis. Das Leben anderer gleicht in seiner Form allenfalls Erbrochenem auf dem rauen Bretterboden einer zwielichtigen Spelunke.
Gar fadisierend kommen die Legenden großer Heroen daher: Drache raubt Jungfrau. Held tötet Drache. Hochzeit. Vorhang fällt. Wie lächerlich!
Heutzutage sind die Drachen ausgestorben, zumindest in Ravendien, und das Publikum kapriziert sich auf derart romantische Vorstellungen, um sich für eine Kupferkrone beim Dult vor staubigen Jahrmarktbühnen daran zu ergötzen. Hochgebildete Herrschaften wie die geneigten Leser meiner Chroniken wissen natürlich, dass dies Ammenmärchen sind, da Jungfrauen bei Drachen völlig andere Begehrlichkeiten wecken. In meiner Jugend begab es sich, dass einer der letzten noch lebenden Drachen eine Jungfrau raubte. Ritterkönig Kamrau von Prack höchstselbst jagte und erlegte die Bestie. Eigentlich verlief es wie immer: Drache raubt Jungfrau. Held tötet Drache. Begräbnis. Kein Vorhang. Alles, was man im Magen des Ungeheuers noch fand, war ein Keuschheitsgürtel aus glänzendem Zwergenstahl, den wir in Ermangelung einer Jungfrau feierlich beisetzten.
Das Heldenepos, das ich Ihnen, werter Leser, fürderhin schildern mag, kommt keineswegs derart schablonenhaft daher. Selbstverständlich erblicken wir einen jungen Helden, wie er die Bretterbühne der Vorsehung betritt, seine Bestimmung erfährt und ihr geradlinig wie erwähnter Bolzen folgt. Ohne Frage triumphiert am Ende das Gute über das Böse und irgendjemand heiratet, bevor der Vorhang fällt. Hier künstlich einen Spannungsbogen erzeugen zu wollen, deucht mir heuchlerisch, zumal Sie sich selbst ausmalen können, dass ich schwerlich all jene Ereignisse beim Genuss guten Weines einem kurzsichtigen Mönch diktieren könnte, hätte ich die epische Schlacht nicht überlebt. Ich behaupte, es steht auch außer Frage, dass das Leben unseres Helden einen perfekten Kreisbogen schlägt, der die Katharsis der letzten Jahrtausende darstellt – sollten sich Jahrtausende derartige Leidenschaften überhaupt vergönnen.
Bevor Sie mir Euphemismen vorwerfen, sollten Sie sich am besten zuerst ihr eigenes Urteil bilden. Völlig wesensfremd wäre es mir, meine Chronik mit besagten Klischees zu überfrachten, die Figuren zu überhöhen, oder gar faktisch zu übertreiben.
Ich, Amor do Ahpla, König von Zond, Chronist, Weltenbummler, Geschichtenerzähler und ein schlechter Mensch, schwöre hiermit feierlich, dass folgender Bericht die reine, unausgeschmückte Wahrheit darstellt, wie ich sie selbst erlebt habe. Sollte ich zum Beispiel beschreiben, wie der Zwergenkönig mit einem einzigen Streich seiner Streitaxt sieben Orks enthauptete, dann hat sich das auch exakt so abgespielt.
Vielleicht waren es bloß fünf, halte er den Mund! Stupider Mönch! Oder auch nur zwei, bei den Göttern, es herrschte verdammt noch mal tiefste Nacht! Und wie oft habe ich ihm schon erklärt, dass er nicht jedes Wort mitschreiben soll, das ich ihm nicht ausdrücklich diktiere? Närrischer Schwannendrücker! Die Religion hat ihm wohl das Hirn zersetzt, den letzten Absatz streiche er gefälligst, was wirft das denn für ein Licht auf… Na warte! Auch noch frech werden, dich werde ich Mores lehren, du…
Wirklich faszinierend ist weder die Saga per se, noch der große Held, da beide genretypischen Zwängen folgen. Warum kennen wir in den über 200 Bänden unserer Weltliteratur kein einziges großes Heldenepos, das am Ende nicht gut ausgegangen wäre?
Weil es dann unsere übel riechenden Antagonisten verfasst hätten und nicht wir!
Faszinierend ist lediglich, auf welch unglaubliche Weise all dies geschah.