Ensinger Fahrzeugbau – Michelstadt
Rad- und Raupenschlepper
Wolfgang H. Gebhardt, Heinrich Lauser
Die von Mechanikus Christian Ensinger 1902 gegründete Nähmaschinen-, Fahrrad- und Automobilhandlung machte die Pkw-Modelle von Dürkopp, MAF und Opel im Bereich des südhes¬sischen Odenwaldes bekannt. Die Reparatur von Militär-Fahrzeugen im Ersten und insbesondere im Zweiten Weltkrieg führte zum Aufbau einer leistungsfähigen Werkstatt mitsamt einem eingespielten Team von Mitarbeitern.
Beste Voraussetzungen für den Neustart nach 1945. Da aber der Vertrieb von Pkw-Modellen in dieser Zeit nicht möglich war, richtete Sohn Friedrich Ensinger, der 1944 als Kraftfahrzeug- Ingenieur den Betrieb übernommen hatte, diesen auf den Fahrzeugbau aus. Hier sah er in der von der Besatzungsmacht wohlwollend betrachteten Schlepperbranche seine Chance. Auf dem Zeichenbrett entstand 1947 binnen kurzer Zeit der Entwurf für einen 22-PS-Standardschlepper. Mit viel Geschick, Energie und Überredungskunst kam er an Motoren, Getriebe, Reifen und andere notwendige Bauteile heran. Rasch stand ein Programm mit den damals gängigen Größen von 15, 25 und 40 PS im Angebot, auch wenn bereits 1950 eine Insolvenz den Aufstieg erstmals unterbrach.
Mit frischem Kapital gelang Ensinger ein Neustart, der sogar ein 60-PS-Modell sowie einen Raupenschlepper einschließen sollte. Da die etablierten Hersteller inzwischen die Preise bestimmten, kam es erneut zum Zusammenbruch. Das Konstruktionsgeschick führte Friedrich Ensinger nun zu den Rotenburger Metallwerken, wo er zum dritten Mal bis zu seinem frühen Tod eine Rad- und Raupenbaureihe ansatzweise auf die Räder stellen konnte.
Weitgehend unveröffentlichtes Bild- und Prospektmaterial lässt das Leben und Schaffen dieses technisch begabten, aber kaufmännisch wenig erfolgreichen Ingenieurs lebendig werden.