Entwicklung und technische Integration einer Bewertungsmethodik zur Ermittlung von Mitarbeiterbelastungen in Kommissioniersystemen (ErgoKom)
J. Deuse, W. Günthner, T. Rammelmeier, K. Weisner
Vor dem Hintergrund der Realisierung einer gesunden Mitarbeiterbelastung bei Kommissioniertätigkeiten war es Ziel des Forschungsprojekts ErgoKom, eine kom-missionierspezifische Methodik zur aufwandsarmen und fortlaufenden Ermittlung und Bewertung der Mitarbeiterbelastung zu entwickeln sowie deren Durchführung durch den Einsatz technischer Hilfsmittel zu unterstützen.
Hierzu wurden zunächst Untersuchungen zum Auftreten physischer Belastungen in Kommissioniersystemen durchgeführt. Darauf aufbauend konnten sowohl belas-tungs- als auch kommissionierspezifische Einflussgrößen und deren Wirkzusam-menhänge identifiziert sowie Anforderungen an die zu entwickelnde Methodik ab-geleitet werden. Anhand dieser erfolgte anschließend die Bewertung existierender Arbeitsanalyseverfahren zur Belastungsbeurteilung. Als Grundlage für die kommis-sionierspezifische Methodik wurde diesbezüglich das Multiple-Lasten-Tool ausge-wählt, welches eine kombinierte und kumulative Bewertung unterschiedlicher Las-tenhandhabungsvorgänge ermöglicht. Aufgrund der zentralen Bedeutung der Kör-perhaltung während der Lastenhandhabung wurden die Risikoklassen des Multip-len-Lasten-Tools zur Bewertung der Körperhaltung konkretisiert. Diese Arbeiten bil-deten die Grundlage für die nachfolgende Spezifizierung der Wirkzusammenhänge zwischen der eingenommenen Körperhaltung und der vorliegenden Entnahmehö-he/-tiefe bzw. Abgabehöhe/-tiefe. Weiterhin wurden für die technische Integration der Methodik in betriebliche Abläufe verschiedene Technologien, welche die auto-matisierte Erfassung der erforderlichen Eingangsdaten sowie die Ausgabe belas-tungsrelevanter Informationen ermöglichen, untersucht und hinsichtlich deren Ein-setzbarkeit in unterschiedlichen Kommissionierszenarien bewertet. Für ein häufig in der Praxis vorkommendes Kommissionierszenario, der konventionellen Kommissio-nierung nach dem Prinzip Person-zur-Ware, wurde ein Konzept zur automatisierten, fortlaufenden Belastungsermittlung erarbeitet und als Funktionsmuster umgesetzt. Das Konzept basiert auf dem Einsatz einer 3D-Kamera und Inertialsensorik zur Er-fassung von Körperhaltungen. Weiterhin wird auf industrielle Sensoren, die Pick-by-Vision Technologie, und Daten aus einem Warehouse Management System zurück-gegriffen.
Die entwickelte Methodik sowie deren technische Integration ermöglichen eine ein-fache Ermittlung und Bewertung der Mitarbeiterbelastung und das zielgerichtete Ableiten ergonomischer Gestaltungsmaßnahmen. Somit stellen die Projektergeb-nisse insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen eine hilfreiche Unterstützung zur Realisierung einer gesunden Mitarbeiterbelastung in der Kom-missionierung dar.