Erde, Wasser, Mensch und Götter
Leitsymbole in textilen Meisterwerken des alten Peru
Uwe Carlson, Heiko Diestel
Dieses Buch stellt die Ikonografie und ihre grundlegende Bedeutung für die kulturelle Entwicklung des alten Peru dar. Die beiden Themen „Leitsymbole in textilen Meisterwerken des alten Peru“ und „Historische Strategien und Techniken der Wasserwirtschaft im Andinen Raum“ haben einen elementaren Zusammenhang. Die Priester des alten Peru nahmen mit den vielfältig dargestellten elementaren religiösen Inhalten entscheidenden Einfluss auf Wasserwirtschaft und Kulturtechnik und legten damit die Grundlagen zur Entwicklung der peruanischen Hochkulturen. Die gesicherte Lebensgrundlage konnte so zum Anstieg der Bevölkerung beitragen, die wiederum Voraussetzung dazu war, dass große urbane und zeremonielle Anlagen gebaut werden konnten und auch Kunst und Kultur einmalige Werke schufen.
Die Flusstäler an der Westabdachung der Anden stellten in Bezug auf Bevölkerung und Wirtschaft Einheiten dar. Jedes Flusstal, welches sich zur landwirtschaftlichen Nutzung eignete, wurde damals intensiv bewirtschaftet. Mehrere Flusstäler, die in Verbindung zueinander standen, bildeten geschlossene Kulturräume. Ihre Wasserressourcen wurden in integraler Form über die gesamten Wassereinzugsgebiete hinweg bewirtschaftet. Diese unterlagen im Zeitraum von Jahrtausenden dem Wandel, es bildeten sich kleine und große Imperien mit kulturellen Höhepunkten.
Überlieferte Objekte aus Stein, Keramik, Metallen, Holz und anderen Materialen, ebenso Reliefs und Malereien in Tempelanlagen, insbesondere aber Textilien vermitteln das Bild einer sehr deutlichen religiösen Prägung dieser Welt. Das Götterbild wurde ergänzt durch zwei Symbole, die Erde und Wasser versinnbildlichen sollten. Sie wurden miteinander kombiniert zur Symbolik der Fruchtbarkeit. Dieses Leitsymbol unterlag in seiner Gestaltung diversen Variationen, die von den Priestern als Maßgabe an die Bevölkerung zur wasserbaulichen Erschliessung und landwirtschaftlichen Nutzung der fruchtbaren Böden verstanden werden sollten.
Dieses Buch erläutert in Teil 1 anhand von mehr als 150 Abbildungen die Entwicklung des Götterbildes und seiner attributiven Symbolik über den Zeitraum von mehr als zweieinhalb Jahrtausenden. Dieser Abschnitt schließt mit einer Übersicht beispielhafter Götterbilder des alten Peru ab. Teil 2 zeigt etwa 150 Textilfragmente aus den wesentlichen Kulturen des alten Peru. Hier werden überzeugende Beispiele zu den Darlegungen von Teil 1 bildhaft dargestellt. In Teil 3 werden Wasserwirtschafts- und Kulturbaumaßnahmen im vorspanischen Peru über den gleichen Zeitraum im Allgemeinen und am Beispiel des Nepeña-Tales im Besonderen dargestellt.