Ermunterung und Schmähung. Berliner Reaktionen auf die Altnordistik-Studien der Brüder Grimm
Christof Seidler
Im Zeitraum von 1811 bis 1815 arbeiteten Jacob und Wilhelm Grimm an einer erstmaligen Textedition und an deutschen Übersetzungen zu den altnordischen Heldenliedern der ›Älteren Edda‹. Diese wissenschaftlichen Studien standen im Zusammenhang mit dem damals erneuerten Interesse am inhaltlich eng verwandten ›Nibelungenlied‹. Während der Arbeiten der Brüder Grimm in Kassel gab es vielfältige Kontakte zum Berliner Freundeskreis, zum Berliner Wissenschaftsbetrieb und zum Verlagsstandort Berlin.
Die Reaktionen zu den Grimmschen altnordistischen Studien fielen höchst unterschiedlich aus. Aus der preußischen Hauptstadt, wo zu dieser Zeit gerade die Berliner Universität gegründet worden war, kamen sowohl ermunternde und förderliche Rückmeldungen als auch kritische und mißbilligende Äußerungen. Gemeinsam war allen diesen Reaktionen aber, daß sie für die Brüder Grimm, die sich erst in der Phase der wissenschaftlichen Etablierung befanden, von gewichtiger Bedeutung waren.