Ernst von der Porten 1884–1940
In der Geschichte der deutschen Anästhesiologie
Michael Tschöp, K. H. Weis
Am 16. Oktober 1846 gab Morton am Massachusetts General Hospital in Boston die erste öffentlich erfolgreiche Äthernarkose. Diese Sensation verbreitete sich für die damalige Nachrichtentechnik überraschend schnell herüber zum alten Kontinent. Noch vor Jahresende wurde in England die Äthernarkose erprobt. In Deutschland führte der Erlanger Chirurg Heydenfelder im Februar 1847 die Äthernarkose ein. Die stürmische Entwicklung der Chirurgie und damit der gesamten operativen Medizin kam in Gang und zeitigte Resultate, die auch heute noch beeindrucken. Während in der deutschen Medizinergeschichte bis in die 30er Jahre unseres Jahrhunderts Chirurgen und Operateure in großer Zahl Weltgeltung erhielten, finden sich nur spärlich Namen, die mit der Anästhesie zu verbinden sind. Carl Ludwig Schleich (Lokalanästhesie mit Kokain 1892), August Bier (Spinalanästhesie 1898), Franz Kuhn (endotracheale Intubation 1902), Sudeck, Schmidt und Killian leisteten wichtige Beiträge zur Entwicklung der lokalen und allgemeinen Anästhesie – sie blieben jedoch ihr Leben lang Chirurgen. Die Last der Narkose trugen über viele Jahrzehnte Schwestern, Pfleger und meist die jüngsten Assistenten. Sollte je ein Arzt mit dem Gedanken sich getragen haben, die Anästhesie als eigenes Spezialfach zu wählen – so wie dies in England schon im 19. Jahrhundert möglich war – mußte er rasch erkennen, daß ihm daraus keine materielle Existenz erwuchs. Die Chirurgie dominierte bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei war die Tragweite der mit einer Narkose verbundenen Probleme durchaus auch in Deutschland bekannt.