Eroici furori
Zwiegespräch vom Helden und Schwärmer
Giordano Bruno, Ludwig Kuhlenbeck
Was ich also verabscheue, ist lediglich jene übertriebene und unmäßige Liebesleidenschaft, der manche so sehr unterliegen, daß sie sich vor ihr mit dem Geiste zu Sklaven erniedrigen und ihr die höheren und edleren Kräfte der vernünftigen Seele dienstbar machen. In Anbetracht dessen wird kein keusches und züchtiges Weib sich über meine natürlichen und wahrhaften Äußerungen entrüsten und sich dadurch verletzt fühlen, vielmehr mir dafür Beifall und Liebe zollen dürfen, indem auch ihr selber vom passiven Standpunkte aus eine derartige Liebe der Frau zum Manne nicht minder tadelnswert erscheinen muß, als ich vom aktiven Standpunkte aus jene Liebe der Männer zu den Frauen gemißbilligt habe. Indem also dies meine Gesinnung, meine Anschauung und Erklärung ist, beteure ich, daß meine erste und hauptsächliche, meine mittelbare und nebensächliche, meine endgültige und ausschließliche Absicht bei diesem Werke nichts anderes war und ist, als die Darstellung nicht einer gewöhnlichen, sondern einer heroischen Liebe, einer göttlichen Anschauung, die in zwei Hauptteile zerfällt, deren jeder wieder in fünf Dialoge eingeteilt ist. [Aus dem »Vorwort des Nolaners«]