Erstellung einer einheitlichen Logik für die Zielführung (Wegweisung) in Städten
Wilfried Siegener, Klaus Träger
Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit ist die Erstellung und die Beurteilung einer möglichst einheitlichen Logik für die Zielführung in Städten, die wesentlich zu einer guten Orientierung auch für ortsunkundige Verkehrsteilnehmer beiträgt. Zielführung bezieht sich dabei ausschließlich auf das konventionelle Wegweisungssystem.
Auf Basis einer Literaturauswertung werden die Grundlagen der Orientierung im Straßenverkehr, insbesondere in Städten erläutert. Im Gegensatz zu Fahrten über freie Strecken mit prägnanten Landschaften ist innerstädtisch eine Orientierung, zum Beispiel nach Himmelsrichtungen, weitgehend ausgeschlossen. Zudem ist der Autofahrer durch die hohe Anzahl von Informationen häufig überfordert, mit negativen Auswirkungen auf sein Fahrverhalten.
Die nach der Farbsystematik (blau, gelb, weiß) differenzierte Analyse der vorhandenen Wegweisung in insgesamt 10 Städten (zwei kleinere Städte, eine Verbandsgemeinde, drei mittlere Städte und vier Großstädte) zeigt unabhängig von der Stadtgröße praktisch in allen Städten eine Überbeschilderung sowie Diskontinuitäten bei der Zielführung. Gerade in kleineren Städten wird oftmals durch zusätzliche, nicht StVO-gerechte Wegweisungssysteme auf zahlreiche Einrichtungen hingewiesen. Bei mittleren Städten und insbesondere bei Großstädten ist die Zielführung stadtauswärts und zu den zahlreichen Stadtteilen uneinheitlich und problematisch.
Basierend auf den Erkenntnissen aus der Literaturauswertung und den vorhandenen Konzepten der untersuchten Städte werden in Anbetracht der in aller Regel mit der Größe der Stadt zunehmenden Orientierungsproblematik prinzipielle Zielführungen für drei Städtegruppen (kleinere Städte und Verbandsgemeinden, Mittel- und Oberzentren, Großstädte) entwickelt. Mittels der Differenzierung nach der Farbsystematik der Wegweisung wird die Richtung der Zielführung (stadtauswärts bzw. stadteinwärts) angemessen berücksichtigt. Ferner wird für die Auswahl der in die Wegweisung aufzunehmenden innerörtlichen Ziele dem Planer ein Bewertungsinstrumentarium zur Verfügung gestellt.
Die entwickelte Logik der Zielführung wird in den Untersuchungsstädten angewendet und hinsichtlich der Auswirkungen auf die Orientierung des Verkehrsteilnehmers, die Anzahl der Zielangaben und die Schildfläche beurteilt. Neben einer Verbesserung der Orientierung sind eine deutliche Reduktion der Zielangaben und eine Verringerung der Schildfläche festzustellen. Anhand der Untersuchungsergebnisse ist bei Anwendung einer einheitlichen Logik bezüglich der Anzahl der Zielangaben im Mittel eine Reduktion um 40% bis 50% sowie im Hinblick auf die Schildfläche um 20% 40% zu erwarten, vorausgesetzt, dass entsprechende Sammelbegriffe nicht nur für die weißen, sondern auch für die gelben und die blauen Ziele verwendet werden.
Aus der Erstellung und Anwendung einer einheitlichen Logik für die Zielführung werden Grundsätze für die Planung und Gestaltung der einzelnen Wegweisungssysteme abgeleitet. Außerdem werden der jeweilige Informationsbedarf des ortsunkundigen Verkehrsteilnehmers erläutert sowie Anforderungen an dafür geeignete Informationshilfen gestellt.