Erwin Guido Kolbenheyers Paracelsus-Trilogie und der »Antimoderne Transfragmentarismus«
Angelika Straubenmüller
Für die Literatur der Moderne bildet der Zustand der Fragmentierung ein maßgebliches Strukturprinzip, das sich im Konzept des »Fragmentarismus« künstlerisch verdichtet widerspiegelt. Die zumeist als komplementäre Strömung dazu verstandene, wissenschaftlich weitaus weniger durchdrungene Antimoderne reagiert mit dem Versuch, in der Schaffung von ganzheitlich Heilem den Zerfall nicht nur aufzuhalten, sondern wenn möglich zu überwinden. Ihr Konzept ist damit in Abgrenzung zur Moderne als »Antimoderner Transfragmentarismus« zu bezeichnen – ein Begriff, den die Arbeit durch eine Einbettung in Konzepte der Ganzheitlichkeit des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts profiliert und als literaturwissenschaftliches Modell erprobt.
Zu diesem Zweck stellt sie mit der Paracelsus-Trilogie (1917-1926) Erwin Guido Kolbenheyers (1878-1962) ein Werk in den Mittelpunkt der Untersuchung, dessen exemplarische Gültigkeit für die literarische Antimoderne bereits prima vista in der Gesamtschau von Themenwahl, Gattung, Stilistik sowie nicht zuletzt in der Person des Autors sichtbar wird. Als solches widmet es sich in paradigmatischer Weise dem Versuch, die fragmentierte Gegenwart zugunsten einer heilen Welt zu überwinden, gemäß der eingangs formulierten Überzeugung, dass „all unsere Menschheit hinter den Narben“ liege.