„Ethiek“ und Macht.
Die niederländisch-indonesische Kolonialverwaltung und indonesische Emanzipationsbestrebungen 1901-1927
Steven Wedema
Im Jahre 1901 wurde die „ethische Politik“ von den Niederlanden zur offiziellen Kolonialpolitik in ihrer südostasiatischen Kolonie ausgerufen. An die Stelle kolonialer Ausbeutung sollte die Verbesserung der Lebensbedingungen der einheimischen Bevölkerung treten. Die Indonesier sollten auch am politischen Geschehen in der Kolonie beteiligt werden, soweit die niederländische Herrschaft dadurch nicht in Frage gestellt wurde. Im Zuge ehrgeiziger „ethischer“ Reformen entstanden allerdings bald nach westlichem Muster organisierte einheimische Parteien, welche mehr Mitsprache forderten, als den kolonialen Behörden lieb war. Anhand der Debatte innerhalb der Kolonialverwaltung wird gezeigt, wie die Kolonialmacht ihren Anspruch auf eine Verbindung von kolonialer Herrschaft und Emanzipation einzulösen versuchte und weshalb sie trotzdem immer stärker auf eine repressive Politik hinsteuerte.