Experimentierspezifische Qualitätsmerkmale im Chemieunterricht
Eine Videostudie
Alexandra Schulz
Was macht guten Unterricht aus? Diese Frage ist für die Evaluation und Sicherung von Unterrichtsqualität zentral und lässt sich aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage, welche Qualitätsmerkmale auf Experimentierphasen im Chemieunterricht zutreffen, um so die allgemeine Debatte um guten Unterricht durch fachspezifische Aspekte zu ergänzen.
Die Erfassung der gegenwärtigen Experimentierpraxis im regulären Chemieunterricht erfolgte an verschiedenen Realschulen in NRW mit insgesamt 264 Schülerinnen und Schülern der 10. Jahrgangsstufe. Neben den Leistungs-, Interessens- und Motivationsdaten der Schülerinnen und Schüler wurden die Unterrichtsstunden videographiert und kategoriengeleitet analysiert. Die mittels dieser Analysen identifizierten Qualitätsmerkmale wurden in einer nachfolgenden Interventionsstudie auf ihre Bedeutung hin überprüft.
Im Vergleich der Pre- und Posttestdaten konnte nachgewiesen werden, dass die Interventionsgruppe einen signifikant höheren Lernzuwachs aufweist als die Kontrollgruppe. Hinsichtlich der Motivation und des Interesses am Chemieunterricht und am Experiment konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Bei Betrachtung des situationalen Interesses der Schülerinnen und Schüler nach den videographierten Unterrichtsstunden zeigte sich eine signifikant höhere Ausprägung in der Interventionsgruppe, was sich in weiteren Analysen als partieller Mediator für den Lernerfolg erwies.
Die Auswertung der Videodaten zeigt, dass in der Interventionsgruppe insbesondere die Merkmale Zeitnutzung, Schülererklärung, Ergebnissicherung, Hypothesenüberprüfende Experimente, Instruktionseffizienz, Klarheit und Strukturiertheit, Problemlösender Unterricht und die Gelungenheit des Experiments signifikant höher ausgeprägt sind.