Fanny Hensel. Briefe aus Rom an ihre Familie in Berlin 1839/40
Nach den Quellen zum ersten Mal herausgegeben von Hans-Günter Klein
Hans-Günter Klein
„Sehnsucht nach Italien“ hatte die 16-jährige Fanny Mendelssohn Bartholdy einst ihre Vertonung der Verse „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen“ überschrieben. Es sollte jedoch noch 17 Jahre dauern, bis sie ihren Traum realisieren konnte: Im August 1839 brach sie mit ihrem Ehemann Wilhelm Hensel und dem neunjährigen Sohn Sebastian aus Berlin auf. Im September fuhren sie über das Stilfser Joch, erreichten über Mailand, Venedig und Florenz dann im November – endlich – die Ewige Stadt. Wie für viele andere Italien-Reisende dieser Zeit war Rom das „eigentliche“ Ziel. Zentrum eines ehemals viele Länder umspannenden Reiches, eine Stätte großer Malerei und berühmter Kunstwerke und Mittelpunkt des katholischen Christentums – das waren Ingredienzien eines Faszinosum, dem sich kaum ein Italien-Reisender entziehen konnte. Fanny Hensel hat über ihre Erlebnisse in Rom regelmäßig „nach Hause“ berichtet. Die Briefe gingen vor allem an ihre nächsten Angehörigen in der Leipziger Straße in Berlin, ihre Mutter Lea Mendelssohn Bartholdy und ihre Schwester Rebecka, aber auch an den Bruder Paul in der Berliner Werderstraße und Felix in Leipzig sowie die Kinder der Familie. In ihrer Korrespondenz nimmt Fanny Hensel regen Anteil am Berliner Familienleben, berichtet ihrerseits aber auch über ihre Römischen Erlebnisse bei Besichtigungen in der Stadt und ihre Begegnungen mit Malern und Musikern der internationalen Kolonie in Rom und erzählt ausführlich vom römischen Karneval und den großen kirchlichen Zeremonien.Obwohl Fanny Hensel für ihre Briefe „nach Hause“ sehr deutlich aus dem Erlebten ausgewählt hat, ließ sie doch – vor allem in den Mitteilungen während der letzten römischen Wochen – deutlich erkennen, wie sehr sie von der Atmosphäre Roms beeindruckt und auch beeinflusst war; auch den Daheim-Gebliebenen muss klar geworden sein, dass sie die Stadt „verändert“ verlassen hat. Rom bedeutete für sie in manchem eine so grundlegende und z.T. völlig neue Erfahrung, dass die Rückkehr in die Begrenztheiten Berlins sehr schmerzhaft werden sollte.Die vorliegende Ausgabe gibt die Quellen zum erstenmal und in ihrer originalen Form wieder und trägt so dazu bei, noch bestehende Lücken in der Vita der Künstlerin zu schließen.Mit Auszügen aus den Stammtafeln der Familien Mendelssohn und Hensel, Kommentar, Literaturverzeichnis, Personenverzeichnis.