Feruccio Busonis Suche nach einem eigenen Stil
Seine Auseinandersetzung mit der musikalischen Moderne (1889-1907)
Robert Abels, Peter Schwägerl, Dagmar Schwitzke
Die vorliegende Untersuchung ist die leicht überarbeitete Fassung einer Dissertation, die im September 1996 dem Fachbereich Geschichtswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz vorgelegt worden war und von der einige Abschnitte noch weiter zurückreichen: Bei meiner jahrelangen Beschäftigung mit ästhetischen Problemen und der Musik des 19. und 20. Jahrhunderts war ich mit zunehmender Häufigkeit auf die Schriften und Kompositionen Ferruccio Busonis gestoßen, und diese Begegnungen hatten den Eindruck hinterlassen, daß dieser eine der einfluß-reichsten und interessantesten Persönlichkeiten seiner Zeit war, die man unmöglich übergehen kann, wenn man die zahlreichen Neuerungen in der Tonsprache und Ästhe-tik zu Beginn des 20. Jahrhunderts wirklich verstehen will. Diese Einsicht, die sich mit dem praktischen Interesse verband, das ein Geiger an der Entdeckung unbekann-ter und lohnender Violinliteratur hat, schlug sich in einer Staatsexamensarbeit nieder, die den Violinwerken Busonis gewidmet war. Diese fallen in die entscheidende Über-gangsphase im Schaffen Busonis, an deren Ende der Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst und die ersten Kompositionen stehen, die der Neuen Musik zugerechnet werden müssen; so war es naheliegend, in einem zweiten Schritt diese Schaffensphase als ganze in den Blick zu nehmen und auch die dabei aufgeworfenen ästhetischen Fragen vor einem breiteren Hintergrund zu erörtern. Dieses erschien umso wichtiger, weil diese Phase bisher weder insgesamt untersucht worden ist noch von den meisten Einzelwerken gründliche Analysen und Interpretationen vorliegen, da sich das in den letzten Jahren neu erwachte Interesse am Werk Busonis vor allem der Ästhetik und dem Opernschaffen zugewandt hat.