Feuerkind
Erzählung
Eckhard Lange
Nikolai nimmt den Brand, der seine Mutter tötet, mit allen Rezeptoren wahr, ohne daß der Säugling irgendeine abrufbare Erinnerung speichern kann. Doch Feuer hat fortan eine magische Kraft über ihn, auch wenn seine kindlichen Zündeleien niemals eine Spur in seinem Gedächtnis hinterlassen. So gibt es keinen Verdacht gegen ihn, wohl auch, weil er sich selbst dabei oft in Gefahr bringt. Älter geworden, scheinen die Brände ein Ende gefunden zu haben, doch das Lagerfeuer im Ferienlager weckt alle tief im Unterbewusstsein verborgenen Zwänge von neuem. Mehrfach brennen nahegelegene Strohballen. Seine Antworten auf kritische Nachfragen scheinen absolut glaubhaft, weil er keine Erinnerungen an diese Brandstiftungen hat. Sein 18. Geburtstag aber Sein 18. Geburtstag wird für Nikolai zum Todestag: Von wochenlanger innerer Unruhe getrieben, kehrt er auf das leerstehende Lagergelände zurück, setzt eine Hütte in Brand und läuft zum Entsetzen der Feuerwehrleute dann selbst ins Feuer, folgt dem Ruf seiner einst im Brand umgekommenen Mutter.