Flaneure im Film
La Notte und L'Eclisse von Michelangelo Antonioni
Tina Hedwig Kaiser
In seinen Filmen La Notte und L’Eclisse macht Michelangelo Antonioni Formen urbaner Wahrnehmung durch eine ausgefeilte Bildsprache sichtbar. Er arbeitet dabei auf besondere Weise mit dem Raum und den sich darin bewegenden Menschen. Die Handlung der Filme tritt dabei in den Hintergrund: Kino ist hier nicht mehr gebunden an klare Aktionen und die daraus folgenden Handlungsstränge. In La Notte und L’Eclisse sind die Darsteller mit ihrem schweigsamen Wahrnehmungsfluss inmitten modernen städtischen Lebens mit sich allein. Tina Hedwig Kaiser überträgt die Begriffe des Flaneurs innerhalb einer Kulturtheorie der Moderne, von den frühen seit Baudelaire bis zu aktuellen der Bild- und Kulturwissenschaften – wie Friedbergs Flaneuse du Mall und Glebers flaneurspectators – auf den Bilddiskurs urbaner Filmsequenzen. Sie zeigt, wie das Medium Film sich Anfang der 1960er-Jahre neue Seh-Räume erarbeitete.