Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern
Tätigkeitsbericht 2018
Alfred Grimm
Wozu und zu welchem Ende betreiben wir Provenienzforschung?: die den Titel von Friedrich Schillers Antrittsrede in Jena vom 26. Mai 1789 paraphrasierende Frage zur Relevanz NS-fokussierter Provenienzforschung resultiert aus deren gesamtgesellschaftlichem Auftrag. Provenienzforschung im NS-Kontext bezieht ihre Legitimation aus einer historisch bedingten, ethisch und politisch motivierten sowie gesellschaftlich relevanten Aufgabenstellung. Objektbezogene Provenienzforschung sowie deren historische und kulturgeschichtliche Kon- textualisierung im hier intendierten Sinn ist keineswegs Selbstzweck, sondern dient der Ermittlung kausaler zeit- und situationsbedingter Zusammenhänge von Eigentums- und Besitzwechsel sowie dessen Beurteilung nach geltendem Recht als legalem oder illegalem Akt. Erklärtes Ziel dieser von verpflichtender Verantwortung gegenüber dem Unrecht des NS-Terrorregimes geprägten Bemühungen ist es, durch die Ermöglichung von Restitutionen geschehenes Unrecht nicht ungeschehen, doch zumindest rückgängig zu machen.
Darauf hat die Öffentlichkeit nicht nur ein Anrecht, sondern vor allem haben darauf die Opfer der NS-Diktatur, deren Nachkommen sowie Interessenvertreter einen moralisch begründeten Anspruch, insbesondere zur Wiederherstellung ihrer grundrechtlich verbrieften Würde. Der daraus resultierenden Verpflichtung zur verifizierbaren Darlegung der Sachverhalte kommt der Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern mit den jährlich erscheinenden Tätigkeitsberichten vollumfänglich nach.