Franz Kain und Herbert Zand
Eine Heimat - zwei Leben
Raimund Bahr
Auf den ersten Blick scheinen die beiden Autoren Herbert Zand und Franz Kain nicht viel gemeinsam zu haben. Doch bei näherer Betrachtung ist es eigentlich schade, daß diese beiden Autoren in Parallelwelten gelebt haben und sich unseres Wissens nie begegnet sind. Beide Autoren sind nur zehn Kilomenter von einander aufgewachsen, getrennt durch eine geographische Grenze – den Pötschen, der OÖ und die Steiermark trennt.
Der eine, Franz Kain, in Bad Goisern aufgewachsen, später im Widerstand, danach als Schriftsteller in Linz und Mitglied des Linzer Gemeinderates. Der andere, Herbert Zand, als Bauernsohn in Knoppen bei Bad Ausse aufgewachsen, Schulbesuch in Bad Ausse, Wehrmachtssoldat in Rußland, später Mitarbeiter der Österreichischen Gesellschaft für Literatur und Aufenthalte in Wien, enger Freund von Wolfgang Kraus und Elias Canetti.
Beide lebten im selben Land, in Österreich, aber in zwei vollkommen unterschiedlichen literarischen Welten. Dennoch gibt es in ihrem Werk zahlreiche Parallelen in der Beschreibung der von ihnen durchlebten Zeit und erlebten Geschichte. Beide sind keine Juden. Beide haben den Krieg als Wehrmachtsoldaten mitgemacht. Und beide haben über diesen Krieg geschrieben, zu einer Zeit, als in Österreich die meisten Menschen damit beschäftigt waren, diesen zu verdrängen und am Wiederaufbau zu arbeiten und das Wirtschaftswunder voranzubringen. Beide haben sich auch mit der Zerstörung ihrer ursprünglichen Lebensräume diesseits und jenseits des Pötschen auseinandergesetzt. Beide blieben zeitlebens ihren Heimatorten treu, auch wenn sie für ihre literarischen Karrieren die österreichischen Zentren Linz und Wien suchten.
Im Band Eine Heimat – Zwei Leben werfen wir einen Blick auf die von einander getrennt lebenden und arbeitenden Autoren. Neben Artikeln zu Herbert Zand und Franz Kain haben wir auch kurze Werkbibliographien aufgenommen, um dem interessierten Leser eine weitere Beschäftigung mit den beiden Autoren zu ermöglichen.