Frauen in Gustav Werners Bruderhaus gestalten Diakonie
Von den 'Kräften des Weibes zur Ausübung der Nächstenliebe'
Walter Göggelmann
Ist Frauendiakonie Diakonie von Frauen, mit Frauen oder für Frauen? Die beiden Zugänge zur Diakonie im 19. Jahrhundert, der eine über die Mutterhausdiakonie und der andere über die bürgerliche Frauenbewegung, kommen dabei zu recht verschiedenen Antworten und Beurteilungen.
Die ‚Hausgenossenschaft‘, die diakonische Gemeinschaft um den württembergischen Diakoniegründer Gustav Werner (1809-1887), entwickelt eine ganz eigene Frauendiakonie jenseits dieser beiden Zugänge: Von einem Mann initiiert wird sie von Frauen in diakonischen Alltag umgesetzt. Sie ist vom Ziel des Reiches Gottes her motiviert und auf die Gemeindebilder des Leibes Christi (Röm 12 und 1Kor 12) gebaut. Die angestammte Sozialform des ‚ganzen Hauses‘ erlaubt dabei einen minimalen Organisationsgrad. Die hier gelebte Diakonie ist an den Bedürfnissen der Ärmsten orientiert, geschieht auf Augenhöhe zwischen Betreuenden und Betreuten und ist mit erstaunlichen Kompetenzgewinnen gerade für Frauen verbunden.
Die Untersuchung versteht sich als Beitrag zur Frauen- und Diakoniegeschichte der diakonischen Gründerzeit in Württemberg und behält die gesellschaftspolitischen Perspektiven der „Frauenfrage“ stets im Blick.