FREIHEIT OHNE FREIEN WILLEN
Liberalkonservative Denkansätze für das 21. Jahrhundert
Torben Halbe
Die Vorstellung, unsere Freiheit sei ein Geschenk, das uns ein magischer freier Wille automatisch vorbeibrächte, unterschlägt unsere Verdienste. Freiheit war immer das Resultat harter Arbeit vor Ort, im Sinne von wirtschaftlichen, aber auch zwischenmenschlichen Leistungen. Sie muss, wie jede Ordnung, der Entropie abgerungen werden. Diese individuelle Arbeit vor Ort ist zunehmend gefährdet durch Technokraten aus Berlin, Brüssel und dem Silicon Valley sowie durch jugendliche Aktivisten und die ihnen hinterherlaufenden Menschenmassen, die allesamt glauben, sie könnten und sollten alternativlos und allgemeinverbindlich festlegen und umsetzen, was gut, schön und richtig sei. Diese Zentralisten behaupten, staatliche Gremien, wissenschaftliche Studien oder moralistische Beiträge in den sozialen Medien seien sämtlichen lokalen Entscheidungsmechanismen überlegen. Dabei machen zentrale Strukturen deutlich mehr Fehler als lokale, sie können diese nur besser verstecken. Doch noch ist nicht alle Hoffnung verloren: Anders eingesetzt könnte die Technologie des 21. Jahrhunderts zu einem Segen für die lokale Erarbeitung von Freiheit wider Entropie und Zentralismus werden, weil sie bisher ungeahntes dezentrales Wirtschaftswachstum sowie lokale Selbstverwaltung ermöglicht.
Auszüge:
„Frei sei jemand dann, wenn seine Interaktion zwischen Körper und Umgebung individuell ist. Denn das ist nichts anderes als das individuelle Verhalten, das man jahrtausendelang als Resultat des freien Willens sah. Nur, dass wir den freien Willen dafür nicht mehr brauchen.“
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„Menschen ‚wollen‘ also ihre Umgebung nicht gestalten, sie müssen, wenn sie sie selbst bleiben wollen, und erst recht, wenn sie sich verbessern, also weiter auf das, was sie eben so tun, spezialisieren wollen.“