Friedas Enkel
Meine Familiengeschichte im Schatten deutsch-russischer Politik
Inna Hartweich
Als der Zweite Weltkrieg in ihr Dorf kam, nahm Frieda ihren Sohn mit und musste gehen. Sie fragte nicht wohin, fragte nicht warum. Sie schwieg, so wusste sie sich zu behaupten. In ihrer deutschen Siedlung in der ukrainischen Sowjetunion. Auf den Höfen im deutsch besetzten Polen, wohin die Nazis sie verschleppten. In der Verbannung im russischen Norden, wo sie nach dem Krieg schuftete. Sie lernte zu verdrängen. Das Erbe der Gewalt, die Frieda kannte und erlebte, hat sich tief hineingefressen in die russische Gesellschaft. Das zeigt sich auch in Russlands Krieg gegen die Ukraine.
Inna Hartwich begibt sich auf die Spuren ihrer Großmutter Frieda und nutzt sie als Schlüssel für das Unerzählte in einer Gesellschaft, die vieles verschweigt und hinnimmt. Sie wechselt von der Geschichte ihrer Familie in einen historischen Makrokosmos und zeigt in ihrem Debüt „Friedas Enkel“, wie Angst, Leid und Ignoranz Seelen zerstören – und Länder.