Friedrich Zehm – Komponist zwischen Tradition und Moderne
Heidrun Miller
Einleitung
„Nichts für die Schublade“ mit diesen Worten charakterisierte Friedrich K. Wanek das Schaffen von Friedrich Zehm. Der Komponist Friedrich Zehm, der heute in Wiesbaden lebt, schuf nach dem zweiten Weltkrieg ein Œuvre von rund 200 Werken, die sich durch eine große Präsenz im Musikleben auszeichnen:
im Konzertsaal, im Rundfunk, auf Tonträgern, im Instrumentalunterricht.
Die vorliegende Arbeit widmet sich seinem Leben und Werk, um sie als Bestandteil der deutschen Musikgeschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu dokumentieren, zu beschreiben und einzuordnen. Ein Verzeichnis des Verlags B. Schott’s Söhne mit allen bis 1988 publizierten oder als Leihmaterial erhältlichen Kompositionen erfasst circa ein Viertel des Gesamtwerks. Im Rahmen der Arbeit wird ein vollständiges Werkverzeichnis
erstellt, das die Kompositionen bis 1992 inklusive der Manuskriptwerke enthält. (Seit 1992 liegen keine neuen Werke mehr vor.) Das erste Kapitel Zu Leben und Werk umreißt die geschichtliche Rahmensituation, beschreibt die Biographie und gibt eine Werkübersicht, die die Schwerpunkte des Schaffens deutlich macht und die einzelnen Werkgruppen erläutert.
Es folgt ein Analyseteil, der Orchesterwerke und Konzerte, Klavier und Orchesterlieder, Kammermusik und Klavierwerke untersucht. Da eine vollständige Abhandlung aller Kompositionen im gegebenen Rahmen nicht bewältigt werden konnte, wurden repräsentative, insgesamt ein möglichst breites Spektrum umfassende Werke ausgewählt. Die Werkbetrachtungen
dienen zur Ermittlung und Darstellung der historischen Voraussetzungen, der Entstehungshintergründe und Ziele, der Beschaffenheit der Werke (Gestaltungsweisen, Strukturen, Methoden) und der ästhetischen Prinzipien. Dazu
werden auch Erklärungen des Komponisten (aus Interviews, Skripten und Gesprächen mit der Verfasserin), Dokumente verschiedener Zeitgenossen (Briefe, Notizen, Sprachmitschnitte), Aufführungskritiken, Rezensionen, gegebenenfalls Vergleiche mit Werken anderer Komponisten und Notenbeispiele
herangezogen. (Die Notenabbildungen stammen, wenn nicht anders
angegeben, aus Werken von Friedrich Zehm.) Das Kapitel Funktionale Musik betrachtet die Bühnen-, Hörspiel- und Filmmusik sowie die mit pädagogischer Intention verbundene Literatur (instruktive Kammermusik und Werke für Jugend- und Amateurorchester).
Der Schluss fass die typischen Merkmale des persönlichen Stils zusammen und unternimmt – unter anderem auf der Basis von Hermann Danusers Kategorien der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts – eine Positionsbestimmung und Einordnung.