Fritz Molden und Sepp Kerschbaumer kämpften für die Freiheit und Einheit Tirols Fritz Molden zum Gedenken
Gegen parteipolitische Verfälschung des Südtiroler Freiheitskampfes
Herbert Gamper, Erhard Hartung, Roland Lang
Medien-Information 7. Februar 2014
Gegen parteipolitische Umdeutung des Südtiroler Freiheitskampfes:
Fritz Molden und Sepp Kerschbaumer kämpften für die Freiheit und Einheit Tirols!
Am 20. Jänner 2014 wurde der ehemalige Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime und Mitbegründer des Nordtiroler Ablegers des „Befreiungsausschusses Südtirol“ (BAS), der Zeitungs- und Buchverleger Fritz Molden, in Wien zu Grabe getragen.
An dem Begräbnis nahmen zahlreiche Freunde und auch Vertreter der Politik teil, darunter der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer.
Fritz Molden war Ehrenmajor des Schützenbataillons Passeier gewesen und die entsprechende Urkunde hatte einen Ehrenplatz in seinem Haus eingenommen. Sie war ihm auf Vorschlag des damaligen Landeskommandanten-Stellvertreters der Schützen, Georg Klotz, verliehen worden.
Aus Südtirol war auch noch die Landesrätin der „Südtiroler Volkspartei“ (SVP), Martha Stocker, gekommen.
Das Begräbnis war leider – so wie vorher schon die Sepp Kerschbaumer-Gedächtnisfeier in Südtirol, überschattet von Parteipolitik.
In Südtirol hatte Landesrätin Martha Stocker peinliches Aufsehen erregt gehabt, als sie am 9. Dezember 2013 in der Tageszeitung „Dolomiten“ erklärt hatte, dass sich der Gründer des „Befreiungsausschusses Südtirol“ (BAS), Sepp Kerschbaumer, „nie festgelegt“ habe „für Selbstbestimmung oder Autonomie.“
Anlässlich des Begräbnisses von Fritz Molden wurde nun erneut der Versuch unternommen, einen Vorkämpfer für die Selbstbestimmung als einen gewaltfreien Vorkämpfer der SVP-Politik darzustellen. In einer Presseaussendung der SVP wurde behauptet, Fritz Molden habe lediglich „Kontakte“ zum „Befreiungsausschuss Südtirol“ (BAS) unterhalten und diese abgebrochen, als sich konkrete Anschläge abzeichneten. Er habe Gewalt gegen Menschen abgelehnt und sei auch lediglich für eine „verstärkte Eigenständigkeit unseres Landes“ eingetreten.
Diese wahrheitswidrige SVP-Darstellung Moldens als eine Art österreichischer gewaltfreier Mahatma Ghandi, der sich lediglich für eine „SVP-Vollautonomie“ eingesetzt habe, wurde begeistert von der Mehrzahl der österreichischen Medien einschließlich des ORF übernommen, die damit wohl dem österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer die Teilnahme an dem Begräbnis eines Freiheitskämpfers für die Einheit Tirols etwas erleichterten.
Tatsächlich gehörte Fritz Molden aber zusammen mit dem ehemaligen Anti-NS-Widerstandskämpfer Wolfgang Pfaundler zu dem Flügel des BAS, welcher den bewaffneten Partisanenkampf mit Jagdkommandotaktik befürwortete.
Molden finanzierte die dazu nötige Bewaffnung und den Sprengstoff, stellte seine politischen Kontakte bis hin zu dem Außenminister Bruno Kreisky zur Verfügung, ließ eine Meinungsumfrage zum Thema gewaltsamer Widerstand und Selbstbestimmung in Südtirol durchführen und unterstützte den Freiheitskampf auch publizistisch über sein damaliges Presse-Imperium.
Das erklärte Ziel Moldens war die Erringung der Freiheit und Einheit Tirols im Wege der Selbstbestimmung.
Nach Vertuschung der Folterungen und jahrelanger Ächtung nun der Versuch propagandistischer Verfälschungen
Die ehemaligen Südtiroler Freiheitskämpfer haben im Laufe der Jahrzehnte wahrlich Einiges durch die SVP mitgemacht:
Als sie 1961 in den Carabinierikasernen gefoltert wurden, hat der damalige Parteiobmann Silvius Magnago ihre brieflichen Hilfeschreie aus den Kerkern im Parteiarchiv verschwinden lassen und der Öffentlichkeit vorenthalten, um seine Verhandlungen mit Rom nicht zu stören.
Er hat aus demselben Grund den österreichischen Außenminister Kreisky gebeten, die diesem zugegangenen Folterberichte ebenfalls nicht öffentlich zu machen. Das hatte es der italienischen Seite erleichtert gehabt, die Folterungen ungestört bis in die späten Sechzigerjahre weiter gehen zu lassen.
Es hat dann bis zum 8. April 1976 gedauert, bis Magnago das öffentliche Ansehen der verfemten und auch von der SVP verleugneten Freiheitskämpfer wieder herstellte, indem er im Südtiroler SVP-Parteiorgan „Volksbote“ erklärte: „Die Anschlage von damals und die darauffolgenden Prozesse gehören, genau, wie vieles andere, zur Nachkriegsgeschichte Südtirols und stellen einen bedeutenden Beitrag zu dieser Geschichte und zur Erreichung einer besseren Autonomie für Südtirol dar.“
Und es hatte bis zum 30. August 1994 gedauert, bis Magnago in einer „Club 2“-Diskussion im ORF über das Entstehen der vom italienischen Innenminister Scelba ins Leben gerufenen „19er Kommission“, welche sich mit der Ausarbeitung des 2. Autonomiestatutes befasst hatte, erklärte: „Ich gebe auch zu: Wenn diese Taten nicht passiert wären, hätte es keine 19er Kommission gegeben.“
Das alles haben die ehemaligen Freiheitskämpfer mit wahrhaft christlicher Geduld und Toleranz hingenommen. Viele von ihnen sind schon den Weg in die Ewigkeit gegangen.
Offenbar meinen nun politische Vertreter eben jener SVP, die sich in der Vergangenheit den Freiheitskämpfern gegenüber wenig ruhmreich verhalten hat, dass nun die Zeit gekommen ist, die Streiter für Selbstbestimmung propagandistisch in Vorkämpfer einer „SVP-Autonomie“ umzuwandeln.