Fühlen und Denken
Anne-Eva Brauneck
Liegt der Verlust der Gefühlserfülltheit, mit der frühe Zeiten das Weltganze als subjektiv beseelt erlebten, an Mängeln der trennenden Rationalität heutigen Denkens? Führen ekstatische oder meditative Ausnahmezustände mit ihrer Subjekt-Objekt-Verschmelzung zu höherer Realität zurück? Die Analyse solcher Zustände, auf die viele ihre Hoffnung setzen, zeigt sie nur als Freiwerden von Gefühlen bei erkenntnisbeschränkendem Versagen des Denkens. Dem passiven Fühlen wird jeder Eindruck zum beseelten Wesen. Rationaler Kritik hält aber die Annahme der Personalität des Menschen stand. Unser Blick für auf uns zukommende Subjektivität hat sich wohl gerade für den Umgang mit Menschen entwickelt, so weit er auch darüber hinausschoß.