Für Freimaurerloge und häuslichen Kreis
Johann Gottlieb Naumann und das Dresdner Liedschaffen im 18. Jahrhundert
Kornél Magvas
Der kurfürstlich sächsische Hofkapellmeister Johann Gottlieb Naumann
(1741–1801) war die bedeutendste Persönlichkeit im Dresdner Musikleben des
ausgehenden 18. Jahrhunderts – eine Einschätzung, die für Zeitgenossen wie
Nachwelt vor allem auf der Rezeption seiner Opern und kirchenmusikalischen
Werken beruht.
Im Zentrum der vorliegenden Arbeit steht hingegen das bislang weitgehend
unbekannte Liedschaffen Naumanns. Durch die quellenkritische Erschließung
von weit über 300 geistlichen und weltlichen Liedern, Freimaurergesängen,
Arietten und so genannten Chansons wird ein dritter großer
Komplex in Naumanns OEuvre herausgearbeitet und nachgewiesen, dass der
Dresdner Hofkapellmeister zu den produktivsten, populärsten und nicht
zuletzt bedeutendsten Liedkomponisten seiner Zeit gezählt werden muss –
auf dem Gebiet der Freimaurermusik ist er der produktivste Komponist des
18. Jahrhunderts überhaupt.
Der Titel „Für Freimaurerloge und häuslichen Kreis“ verweist auf die über
Naumann hinausgehende Untersuchung entstehungsgeschichtlicher, funktionaler
und musikpraktischer Aspekte des Dresdner Liedes. Es wird gezeigt,
dass der von Berufsmusikern und Dilettanten gleichermaßen initiierte Aufschwung
des Dresdner Liedschaffens ab den 1780er Jahren zur Entwicklung
einer bürgerlichen Musikkultur in der sächsischen Residenzstadt erheblich
beitrug.