Gebäude unter den Einwirkungen des Klimawandels
Sven Jakubetz, Thomas Naumann, Bernhard Weller
In den letzten Jahrzehnten wurde das Bauwesen maßgeblich durch die Bemühungen zum Klima¬schutz geprägt. Niedrigenergie- und Passivhäu-ser gehören mittlerweile zum Stand der Technik. Diese Entwicklung schreitet mit der Neufassung der „EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizi¬enz von Gebäuden“ im Jahr 2010 weiter voran. Dabei gehen die künftigen Zielvorstellungen hin zu Null- und Plusenergiehäusern. Trotz dieser intensiven Bemühungen zum Klimaschutz sind Veränderungen des Klimas unausweichlich. Die Anpassung der Baukonstruktionen an diese un¬aufhaltsamen und schwer abschätzbaren Verän¬derungen stellt eine große Herausforderung dar. Das Dresdner Leibniz-Institut für ökologische Raumordnung (IÖR) und das Institut für Bau¬konstruktion der Technischen Universität Dres¬den erarbeiten gemeinsam im BMBF-Projekt REGKLAM baukonstruktiv taugliche und wirt¬schaftlich sinnvolle Lösungen für das Bauwesen.
Dabei werden die Forschungsergebnisse an¬schaulich und praxisorientiert in zwei Publikatio¬nen der REGKLAM-Schriftenreihe aufbereitet. Die erste, hier vorliegende Veröffentlichung glie¬dert sich in drei Hauptkapitel. Am Anfang wer¬den relevante Einwirkungen auf Gebäude infolge des Klimawandels vorgestellt. Im zweiten Kapitel folgt die Entwicklung einer Gebäudetypologie für die untersuchte Modellregion. Im letzten Kapitel geben die Verfasser ein Ausblick auf mögliche Anpassungskonzepte. In der zweiten, später erscheinenden Publikation zu diesem Themen¬feld stehen dann ausgewählte Beispielgebäude und deren baukonstruktive und haustechnische Anpassungsmaßnahmen im Mittelpunkt.
Mit der Aufarbeitung relevanter Einwirkungen auf Gebäude und ihre Konstruktionen im Detail wird die Ausgangsvoraussetzung für mögliche Klimaanpassungen erarbeitet. Aufgrund der kli¬matischen Situation in der Modellregion Dresden werden zunächst sechs grundsätzlich wesentli¬che Einwirkungen identifiziert: Sommerhitze, Überflutung, Starkregen, Hagel, Wind und Schnee. Für deren Einwirkungsparameter erge¬ben sich in den kommenden Dekaden mehr oder weniger starke Auswirkungen auf den Gebäude¬bestand. Im nächsten Schritt erfolgt eine Analy¬se der charakteristischen, weit verbreiteten Ge¬bäudeformen in der Modellregion Dresden im Hinblick auf ihre Verletzbarkeit gegenüber ver¬änderten Klimaeinwirkungen. Erst die genaue Kenntnis charakteristischer Gebäude, vor allem der Hüllkonstruktionen und der Gebäudetechnik ermöglicht eine systematische Beurteilung der Verletzbarkeit und eine Entwicklung gebäudety¬penspezifischer Klimaanpassungsmaßnahmen.
Die Untersuchung erfolgt getrennt für Wohn-und Nichtwohngebäude. Für beide Gruppen wer¬den in charakteristischen städtebaulichen Struk-turen die jeweiligen Gebäudetypen unter Be¬rücksichtigung ihrer Baualtersstufe analysiert. Damit lassen sich für jeden Gebäudetyp Bei-spielgebäude zur detaillierten Untersuchung ableiten. Es folgt eine Beschreibung möglicher Anpassungskonzepte für Neubauten und Be-standsgebäude. Hier werden für die zukünftig besonders relevanten Einwirkungen Sommerhit¬ze, Hochwasser, Starkregen und Hagel unter-schiedliche Anpassungsmaßnahmen vorgestellt. Eine nähere Erläuterung erfolgt durch die Be¬schreibung ausgewählter Schwerpunkte für Wohn- und Nichtwohngebäude.
Die Forschung und die damit entstandene Publi¬kation zu Klimaanpassungsstrategien im Baube¬reich wird dankenswerter Weise durch das Bun¬desministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Forschungsprogramms KLIMZUG im Projekt REGKLAM gefördert. Die fachliche Betreuung erfolgt durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR). Ein großer Dank gilt auch den Projektpartnern, die mit inhaltlichen Beiträgen die Publikation unter-stützten. Zu den wesentliche Projektpartnern im Themenfeld der Klimaanpassung von Gebäuden zählen die Landeshauptstadt Dresden, das Insti¬tut für Hydrologie und Meteorologie der TU Dresden, die HTW Zittau-Görlitz sowie die TU Bergakademie Freiberg.
Dresden, Juni 2012
Bernhard Weller (TU Dresden)