Gehen
Ein Essay über ein leibliches Phänomen
Michael Wegener
Diese Arbeit handelt vom Gehen und Sehen, von Wegen und Objekten, von Aura und Atmosphäre. Diese Arbeit nähert sich dem Raum als gelebten Raum, als eine Reihung von Orten. Eigene und Besondere Orte transformieren den abstrakten Raum, der vermessbar zwischen Längen- und Breitengraden liegt in den gelebten Raum. Der gelebte Raum ist immer zugleich gelebte Zeit, so ist der Weg auf den uns diese Arbeit mitnimmt zugleich diachron, eine Wanderung durch die Zeit und eine Einladung, Zeit zu verbringen: der Pilgerpfad nach Santiago de Compostella.
Diese Arbeit ist zugleich wissenschaftlicher Essay und Tagebuch, Skizze und Reflexion – ein Arbeiten an der Phänomenologie des Raumes. Dahinter steht die Vorstellung, daß sich zwischen der physischen und der sozialen Strukturierung des Raumes eine Zwischenwelt aufbaut, die im gleichen Maße diffus und wirkmächtig ist. Die Qualität eines Ortes resultiert zu gleichen Teilen aus der Gesamtheit des Subjektes und der „Ekstasis“ des Objektes. In dieser Zwischenwelt ist die Aura im Sinne Walter Benjamins und die Atmosphäre wie sie Gernot Böhme versteht angesiedelt. All das, was zu planen ist, Mauern und Lichverhältnisse, Wegeführung und Baumgruppen, Tankstellen und Hospitze sind in ihrer Raumqualität durch diese Zwischenwelt bestimmt. Wer dies nicht beachtet, kann solide, ökonomisch, funktionell planen, Ortewerden so nicht entstehen. Gerade dies aber ist die Aufgabe von Planung. Vamos, der Weg ist lang.