Georg Hippeli: Max Dauthendey – Meine Smeroe-Besteigung
Erlebnisse auf Java - aus den Reisetagebüchern
Georg Hippeli
„Die Sandsee hinter dem Widodaren, an deren hohem Rand wir entlangritten, war hier freundlicher. Die Abhänge des Vulkanes sind hier umwaldet, und man sieht auf ein Meer von Baumkuppeln, die in den Vulkanfalten hinaufziehen. Der Reitweg geht durch dichtes, buschiges, hohes Berggras. Und ich freute mich über den blonden Glanz des schönen, glänzenden Grases, das in großen Büscheln wuchs, soweit das Auge sah, an allen Höhenabhängen. Dieses gelbe Gras auf den Hügelfeldern der Höhen leuchtete wie reife Weizenfelder. Ab und zu kam ein großer gesprenkelter Schmetterling über den Weg getaumelt. Und am Abhang, in die Sandsee-Schlucht hinunter, sah man uralte Wälder erstorbener Tannen, die von rostroten Bündeln dichter Orchideenblätterklumpen umwachsen waren. Die Sonne schien warm auf mein Pferd, warm ins Gras, warm in mein Gesicht, und doch kam uns ein eisiger Luftstrom durch die Sonnenwärme entgegen; wie Heilquellen, unsichtbare, gingen diese Eisströme durch die Morgensonne, und sie erfrischten gewaltig und setzten die Nerven in Aufregung, so daß vor lauter Lufterquickung keine Müdigkeit im Körper aufkam.“
Im Jahr 2018 beging man den 100. Todestag eines zu seinen Lebzeiten berühmten Dichters, dessen Werke als ebenso bedeutend erachtet wurden wie die von Dehmel, Rilke, Trakl und Hofmannsthal. Wer Bereitschaft zeigt, den Dichter aus seiner Zeit heraus zu verstehen, dem wird sich die Schönheit seiner Werke auftun. Seine Weltsicht, seine Stimmungsbilder aus der Natur und die ausgeprägte Sensibilität für die darin lebenden Menschen werden ihm ein großes Leseerlebnis bereiten.