Geprüfte Lehrer
Konflikt-Konstellationen im neuen deutschen Schulfilm
Stellan Pantléon
Als Ort der Begegnung und Auseinandersetzung unterschiedlicher Menschen, Werte und Lebenswelten hält die Schule einen scheinbar unbegrenzten Fundus an Geschichten bereit, die sich an die Erfahrungen nahezu jedes Einzelnen anschließen lassen und daher voraussetzungsarm im Kino oder im Fernsehen erzählbar sind. Während Schüler*innen und ihre Erfahrungen lange Zeit im Zentrum solcher Schulfilme standen, beginnt der populäre Spielfilm sich seit einigen Jahren vermehrt für die Lehrer*innen zu interessieren. Ihre beruflichen und privaten Krisen, ihre Konflikte und inneren Entwicklungsprozesse rücken nun vermehrt in den Blick. Dies geht einher mit starken Veränderungen des Lehrerberufs selbst sowie seiner gesellschaftlichen Wahrnehmung.
In fünf Einzelanalysen widmet sich dieses Buch der Frage, was und vor allem wie im Gegenwartsfilm über Lehrer*innen erzählt wird. Welche Narrative werden entworfen, um die konkreten Konflikte, die auf der Handlungsebene erzählt werden, zu tragen? Wie verhalten sich diese neuen Lehrer*innen-Narrative zu Erzählverfahren und Konventionen des Genres Schulfilm? Und nicht zuletzt: Wenn die Prüfenden zu Geprüften werden, wie lässt sich in dieser „Prüfungssituation“ die Position des Publikums bestimmen?
Neben einem kursorischen Blick auf das Genre Schulfilm und seine Narrative sowie einem Abriss filmsoziologischer Theoriebildung und der Frage nach dem Verhältnis von Film und Gesellschaft bietet dieser Band eingehende Analysen der Spielfilme Die Konferenz (D 2004, R: Niki Stein), Guten Morgen, Herr Grothe (D 2007, R: Lars Kraume), Fack ju Göhte (D 2013, R: Bora Dağtekin), Die Neue (D 2015, R: Buket Alakuş) und Frau Müller muss weg (D 2015, R: Sönke Wortmann).