Gerhard Colm
Leben und Werk (1897–1968)
Wolfram Hoppenstedt
Gerhard Colm war in den zwanziger Jahren als Finanzexperte am Statistischen Reichsamt in Berlin sowie unter Bernhard Harms am Institut für Weltwirtschaft in Kiel tätig. Seine „Volkswirtschaftliche Theorie der Staatsausgaben“ gilt als wegweisend, da sie erstmals die Rolle und Bedeutung des Staatsanteils in der Volkswirtschaft aufzeigte.
Colm war darüber hinaus einflußreicher Berater der Reichsregierung in der Reparations- und Wirtschaftskrisenfrage. Nach der erzwungenen Emigration 1933 fand Gerhard Colm an Alvin Johnsons liberaler „New School for Social Research“ in New York Zuflucht.
Ab 1939 stieg der Fiskal- und Budgetexeperte bis zum Wirtschaftsberater des Präsidenten ins Weiße Haus auf.
Colm war einer der geistigen Urheber des „National Employments Acts“ von 1946, der Vorbild für das westdeutsche Stabilitätsgesetz von 1967 wurde. Präsident Truman schickte den Emigranten zur Planung der Währungsreform 1946 nach Deutschland, deren Vorgeschichte zentraler Bestandteil der Biographie ist. Aus der Regierung ausgeschieden, wurde Gerhard Colm Chefökonom der „National Planning Association“ in Washington und widmete sich bis zu seinem Tode den Fragen wirtschaftlicher Projektionen und marktkonformer Planungen auf allen volkswirtschaftlichen Ebenen sowie der Optimierung der Nutzung der nationalen Ressourcen mittels des Staatshaushalts.