Germanistik in Polen
Zur Fachgeschichte einer literaturwissenschaftlichen Auslandsgermanistik - 18 Porträts
Wojciech Kunicki, Marek Zybura
Die Fachgeschichte der polnischen Germanistik ist in Deutschland ein weitgehend unbekanntes Thema. Für ihre inhaltliche und methodologische Entwicklung war neben der geographischen Nähe der beiden Länder vor allem die Tatsache von Bedeutung, dass polnische Gebiete nach den Teilungen in den preußischen und österreichischen Staat eingegliedert wurden, und damit auch die Pflege der Germanistik bis 1918 in diesem wissenschaftspolitischen und fachgeschichtlichen Kontext stattfand.
Ferner ist die polnische Germanistik nicht identisch mit der Germanistik in Polen, gab es doch in den vor 1945 zum Deutschen Reich gehörenden Gebieten germanistische Institutionen mit eigenen Forschungsprofilen, wie z. B. die Universität Breslau, die Technische Hochschule Danzig oder von 1941–1945 die sog. Reichsuniversität Posen. Die politische Entwicklung in Polen nach 1945 brachte es dann mit sich, dass die Germanistik dort nicht ausschließlich eine philologische Wissenschaft bleiben konnte und durfte. Ihr wurde der Status einer „politischen Wissenschaft“ (Eduard Goldstücker) oktroyiert, mit allen daraus resultierenden Folgen – ein Schicksal, das sie mit anderen Auslandsgermanistiken in Ostmitteleuropa bis zum Umbruchsjahr 1989 teilte.
Vor diesem Hintergrund zeichnen die Autoren des Bandes, die alle wichtigen germanistischen Institute Polens repräsentieren, anhand exemplarischer Biographien von Fachvertretern die Geschichte der polnischen Germanistik von 1918 bis zur Gegenwart nach.