Autoren Biografie
Teres, das ist gelb, das Pigment ohne Verschlammung. Terese, die gelbgrünen Blätter im Frühjahr. Teresa, ist beinah rosa, und Rosa kommt nicht mehr in Frage. Teres, ein trockener gelber Schwamm aus der Ägäis. Welcher Geruch? Den Sinn für Gerüche verlor ich. Plötzlich habe ich doch was um die Nase, ehe ich es begreife, ist meine Nase stumpf wie vorher. Auch in Musik kann ich mir Teres nicht vorstellen, Musik ist mir fremd und zuwider, da sie, wie der bürgerliche Geschäftssinn, rechnet. Es bleibt der unfruchtbare Schwamm. Zum Waschen? Ins Wasser zu legen, wo er sich vollsaugt. Gelb, Teres ins Wasser … Das Wirklichste wäre, Du stündest vor meinen Augen. So bleibt der Verdacht, daß Du nur ein Name bist. Mein Vater nimmt es nicht genau, er hat in seinem Leben viele Dinge erfunden. Schließlich bin ich, also könntest auch Du sein. Ich hatte längst einmal von Dir gehört, in Verbindung mit zehn Mark, die Du wolltest, oder Deine Mutter. Deine Mutter hat Dich in die Wohnung unseres Vaters hinaufgeschickt. Zehn Mark anstelle einer weit größeren Summe, die Euch zugestanden wäre. Damals waren für mich zehn Mark eine Menge Geld, daß mich die Vorstellung des blauen Scheins verwirrte und ich gar nicht mitbekam, daß ich eine Schwester haben könnte. Meine Erinnerung betrachtet ihn heute wie Deine Geburtsurkunde. Dein Name ist mir ganz neu. Das besagt nichts, mein Kopf ist leer. Heute fing mich eine Buchreklame an der Ladenscheibe. Das Foto einer japanischen Plastik. Kopf und Hals ein Zylinder, das Kopfteil gering abgewinkelt. Augen und Mund mit Schlitzen gekennzeichnet. Ich sah mir direkt ins Gesicht. Ich wollte über diesen Strunk Wissen. Die Verkäuferin verstand mich nicht, ich mußte schlecht reden, denn sie holte ihren Chef, und den führte ich schließlich vor das Werbeblatt. Jetzt erst verstand man mich, die Verkäuferin brachte den Bildband. Ich suchte die Abbildung. Der Text erklärte, daß die Plastik einen Affen darstellt, der menschenähnlich dargestellt ist. Vater sah von dem Gipsgebiß auf: Teres, Krankenschwester ist sie. Ich rührte mich nicht. Ich suche in mir nach Bestätigungen für Dich. Ich kann doch nicht der gleiche sein, wenn es Dich gibt. Früher war er viel auf der Rennbahn, er verlor sein ganzes Geld, er mußte zu Fuß heimgehen. Dann hatte er Glück, er pfiff auf die Trambahn, nahm zwei Taxis, in einem der Hut, der vorausfuhr, und hinterdrein sein Besitzer. Das ist wahr und unwahrscheinlicher als manche seiner Erfindungen. Also warum sollte ich an Dir zweifeln. Dabei leben noch alle um mir. An einem von ihnen erkenne ich eine Ohrmuschel oder einen Handschuh. Ich sage dann Handschuh und lache über den Menschen, der einen Handschuh braucht. Kosmas, hast du den Handschuh gesehen! Und ich erschrecke, weil ich selber dieses Relikt Kosmas besitze. Ein zurückgelassenes Fensterrähmchen eines abgetragenen Hauses ist er, durch das ich die Welt immer noch in einem gewissen Format sehe. Vater schabt mit dem Messer an dem Gipszahn und sagt, daß Teres in Viechtach Im Pfahl ist. Ein ordentliches Mädchen, sagt er. Und er sieht von seiner Arbeit nicht auf. Er hat recht. Wahrscheinlich ist Kosmas nicht einmal ein Fensterrahmen, sondern ein Stück Holz in meinem Kopf. Wenn Du ein Mensch bist, der wenigstens eine Hand im Kopf hat, welch ein herrlicher Mensch bist Du dann! Handschuh… Ich richtete einmal mein Motorrad. Weil ich zu faul war, mir die Hände zu waschen, zog ich Handschuhe ins Bett an. Im Englischen Garten war ich heute. Es war frühlingswarm, Anfang November, der zehnte ist heute. Ich habe die Leute vergnügt gesehen. Ich betrachtete einen kleinen Sandberg, von Kindern zusammengeschaufelt, seine Kuppel riß an der Sonne, schubweise gleiten Sandbretter ab, neue Risse und Klüfte, bis der steile Berg ein Hügel, der noch einige Sprünge bekommt, in die der Sand rieselt. Ich bog in die Veterinärstraße, wo der Studentenschrot aus der Ludwigsmühle rinnt. In der Uni hat sich so wenig geändert wie in einer Teppichauslage. Einer sieht an mir vorbei, und ich sehe seinem Gesicht an, daß er bald fertig ist. Mein Stück Holz im Kopf, merkst Du es? Sollte es je eine Hand werden, ich würde sie nicht zur plumpen Faust schließen. Vor der Staatsbibliothek, früher schämte ich mich dieser vier Hanswurste, wie überhaupt dieser Ludwigsstraße, stand ich einige Zeit und dachte an mein Schaf. Gehört Ihnen das Schaf? Oriste? Das Schaf? Ich wußte nicht, was Schaf auf griechisch heißt. Ich kam damals mit Wörtern wie mit Fingern aus, psomi, sica, tomates und stafilia, und gala, sacchari, ich kochte mir selbst eine Mehlspeise, und die Dauerwörter kalimera, paracallo, evcharisto und oriste. Ich deutete auf das Schaf. Ich und das Schaf gingen übers Land. Ade Tripolis! Krochen in die Berge. Wo da Gott war? Er stand neben uns und sagte: Ich habe nichts vor mit dir, aber es wird Nacht, und du sollst dir ein Lager suchen.