Geschichte zwischen Mythos und Messianischem
Walter Benjamins Jetztzeit und die Zeit der Toten als humane Zeit
Daniel Kuran
Ein Verständnis von Geschichte wird in Walter Benjamins Werk im Spannungsgefüge der Begriffe des Mythos und des Messianischen entwickelt. Das Motiv einer Verletzbarkeit der Toten deutet auf eine neue Eröffnung der Geschichte zwischen Mythos und Messianischem sowie die Zeit als eine humane Zeit. Ausgehend von Benjamins frühem Essay Zur Kritik der Gewalt und in Auseinandersetzung mit dessen enormem Einfluss auf die gegenwärtigen Diskurse bei Jacques Derrida, Giorgio Agamben und Sigrid Weigel wird Benjamins Geschichtsdenken entfaltet. Das Potential eines schwachen Messianismus, der den Nukleus von Benjamins Denken bildet, liegt darin, die Toten als Subjekt der Geschichte aufzuweisen und zugleich eine Kritik der souveränen Macht, der Bilder und der Gesellschaft zu leisten.
In Walter Benjamin’s oeuvre history is grasped in a triangular relation to myth and messianism. The vulnerability of the dead is the key idea, which opens up a passage between myth and messianism and allows to think history in its humane dimension. Starting from Benjamin’s early essay Critique of Violence (Zur Kritik der Gewalt) and considering the enormous influence of the latter on current thought in Jacques Derrida, Giorgio Agamben, and Sigrid Weigel, Benjamin’s concept of history is being unfold in this book. The potential of a “weak messianism” (schwacher Messianismus), which points to the nucleus of Benjamin’s thought, lies in the fact that it allows for the recognition of the dead as subject of history as well as it provides a critique of sovereign power, images and society.