Gesundheit durchs Fernsehen.
Linguistische Untersuchungen zur Vermittlung medizinischen Wissens und Aufklärung in Gesundheitssendungen
Gisela Brünner
Gesundheitsthemen haben in den Medien einen hohen Stellenwert. Gesundheitssendungen wollen Zuschauern aktuelle medizinische Informationen vermitteln, gesundheitsbezogenen Rat geben und zu gesunder Lebensführung anleiten. Wie aber werden diese Ziele und Aufgaben verfolgt? Wie verständigen sich Moderatoren, Experten und Betroffene in den Sendungen miteinander und wie machen sie sich den Zuschauern verständlich? Wie funktioniert die Experten-Laien-Kommunikation und von welchen Vermittlungsstrategien macht sie Gebrauch?
In „Gesundheit durchs Fernsehen“ werden Gesundheitssendungen anhand umfangreichen Datenmaterials aus Gesundheitsmagazinen, Wissenschafts- und Talksen-dungen zu Medizin und Gesundheit sprachwissenschaftlich untersucht. Neben anschaulichen Erklärungen, erhellenden Vergleichen und überzeugenden Ratschlägen werden auch problematische oder misslungene Darstellungen aufgezeigt. Warum sind manche Sendungen erfolgreich, andere nicht?
Das Buch ist in drei Teile gegliedert:Teil A beschreibt Gesundheitssendungen als Teil der öffentlichen Gesundheitsinformation, ihre Zwecke und Sendungsformate. Das typische „Personal“ und die wiederkehrenden Bausteine der Sendungen werden dargestellt, ihre Aufgaben, Funktionen und Schwierigkeiten analysiert.
Teil B behandelt Vermittlungsstrategien für medizinisches Wissen, die für die Ziele, den Erfolg oder Misserfolg der Sendungen von besonderer Bedeutung sind. Wie werden Fachbegriffe eingeführt und verständlich gemacht? Wie werden Verfahren der Veranschaulichung (z.B. Metaphern und Vergleiche) verwendet, um neues Wissen an Alltagserfahrungen und Vertrautes anzubinden? Mit welchen Erklärungsstrategien lassen sich fachliche Sachverhalte für Laien verstehbar machen? Wie werden verbreitete Vorstellungen und Laienwissen der Zuschauer aufgenommen und korrigiert? Welches Bild vom Laien entsteht dabei?
Teil C behandelt exemplarisch Wirkungsaspekte von Gesundheitssendungen und deckt medienbedingte Risiken auf. Wenn Betroffene als (gute oder schlechte) Vorbilder inszeniert werden, kann das für Zuschauer problematische Wirkungen haben. Wenn in Anrufsendungen individueller Rat gegeben werden soll, geraten Arzt-Moderatoren in Konflikt zwischen ihren verschiedenen Rollen und die mediale Inszenierung von Arzt-Patient-Kommunikation führt schnell zu enttäuschenden Ergebnissen.
Die Kapitel sind in sich relativ abgeschlossen und können auch einzeln gelesen werden. Am Ende findet sich jeweils eine Zusammenfassung. Zahlreiche Ausschnitte aus dem Datenmaterial dokumentieren anschaulich die Vielfalt der sprachlich-kommunikativen Formen und Funktionen, der Probleme und Lösungswege.
Das Buch setzt keine speziellen Fachkenntnisse voraus. Es richtet sich nicht nur an LinguistInnen, sondern auch an JournalistInnen, Medienfachleute und -interessierte, Angehörige von Gesundheitsberufen und an alle, die Fachwissen an Laien vermitteln (müssen).