Giordano Orsinis Uomini Famosi in Rom
Helden der Weltgeschichte im Frühhumanismus
Annelies Amberger, Max Seidel
Kardinal Giordano Orsini ließ 1432 seinen Palast auf dem Montegiordano in Rom mit einem Freskenzyklus ausstatten, der in Form einer Uomini-Famosi-Reihe eine nach sechs Weltaltern systematisierte Weltchronik darstellte. Die Figurenfolge umfaßte etwa 400 Personen, beginnend mit Adam und Eva und endend mit dem Mongolenkhan Tamerlan. Der schon von Filarete in seinem Architekturtraktat beschriebene Wandzyklus ist nicht erhalten, jedoch aus sechs illustrierten und zwei, die Bildbeischriften überliefernden, Handschriften vollständig bekannt. Die Bilderhandschriften können funktional neu bestimmt werden: Eine Handschrift diente als Entwurf für das Bildprogramm, eine weitere Handschrift lag den Wandmalern als Vorlage für die Übertragung auf die Wand vor. Bildquellen und literarische Vorbilder lassen sich in Protagonistenchroniken in der Art des Paolino Minorita, in illustrierten Chroniken vorangestellten Genealogien finden sowie in Weltchroniken nach Eusebius Hieronymus, in Exemplareihen und Erfinderkatalogen. Die Figurenreihe zeigte in ihrer repräsentativen Auswahl Helden, die dem im Frühhumanismus vor allem durch Francesco Petrarca und Nicolaus Cusanus neu bestimmten Menschenbild entsprechen.