Glanz und Schatten
Roman
Max Haberich
Die 1930er: Eine Ära des Swing und der freien Moral, in der Johannes Heesters im Frack und Zylinder über die Bühne tanzte und Olga Tschechowa als brünette „Göttin der Leinwand“ den weiblichen Hollywoodstars Konkurrenz machte. Die Schauspieler und Künstler, die im Dritten Reich geblieben waren, führten ein glamouröses Leben, das auch im Krieg weiterbestand. Aber sicher war keiner von ihnen.
Clara Winter kommt aus der schwäbischen Provinz nach Berlin, um Schauspielerin zu werden – und wird schnell hineingezogen in die erotischen und politischen Intrigen der Kollegenschaft, die ganz hoch hinaus oder einfach den Fängen der Gestapo entkommen will. Dann bekommt ihr Freund, ein Pilot an der Ostfront, Bilder von gewissen Lagern in die Hände. Er versucht, sie durch einen diplomatischen Kanal in die USA, der den ganzen Krieg über offenbleibt, Journalisten zu übermitteln. Diese wollen Photos von Greueltaten aber nicht veröffentlichen, weil ihre Agentur ein eigenes Abkommen
mit der NS-Führung eingegangen ist.
Glanz und Schatten verdeutlicht die wachsende seelische und ideologische Distanz zum Regime, welche unter den in der Scheinwelt der Unterhaltungsindustrie Gefangenen nach und nach wuchs. Indem er die Innensicht der Charaktere in ihrem Oszillieren zwischen glänzender Oberfläche und permanenter, subkutaner Bedrohung freilegt, kann dieser Roman als Ergänzung und zugleich Korrektiv der häufig moralisch geprägten Sicht auf diese Epoche betrachtet werden.