Gnade euch Gott!
Sexueller Kindesmissbrauch in der Katholischen Kirche
Guido Grandt
Aus dem Vorwort:
In diesem Buch geht es um Vergewaltigung, Folter, Missbrauch und anderer Verbrechen – begangen von Tätern im Talar. Jahrzehntelang von der Katholischen Kirche vertuscht und verharmlost, die Hilfeschreie und Schicksale von weltweit Hunderttausender kindlicher und jugendlicher Opfer ignorierend. Genauso wie ihre Verzweiflung, ihre Angst, ihre Wut.
Während hohe Würdenträger der Katholischen Kirche lange Zeit von Versagen, Fehlern, Übergriffen oder einfach „Vergehen“ ihres Personals sprach, ging und geht es um Kriminelle, um Straftaten, um Strafbarkeit! Dennoch wurden nur wenige geistliche Kinderschänder wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht gestellt und verurteilt. Und keine Kirchenführer dafür in die Verantwortung genommen oder harte Konsequenzen für sie verlangt.
In dem vorliegenden Buch beleuchte ich dieses Thema der Schande von ihren Ursprüngen bis in die jüngste Gegenwart. Mein Kollege, der Publizist Peter Jamin, schrieb treffend dazu: „Dieses Buch ist eine Dokumentation des Grauens und der Schmerzen, die weltweit Hunderttausende von Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahrzehnten im Dunkeln der Kirchen ertragen mussten – und viele der Täter und ihre Mitwisser leben immer noch mitten unter uns – und beten gemeinsam mit den ahnungslosen Gläubigen zu Gott, als hätten sie nie eine Schuld auf sich geladen.“
Mit Peter Jamin habe ich ursprünglich das Buch geschrieben. Eine Auskoppelung „meiner“ Kapitel habe ich in dem vorliegenden Werk zusammengefasst. Obwohl wir zuerst mit einem, dann mit einem zweiten Verlag einen Buchvertrag abschlossen, distanzierten sich beide Häuser letztlich nach Vorlage des Manuskripts von einer Veröffentlichung. Zu „heiß“, zu „delikat“, „können wir so nicht verbreiten“, hieß es dazu hinter vorgehaltener Hand. Und das, obschon das Exposé sozusagen „abgenickt“ und gar eine Pressekonferenz ins Auge gefasst war.
Vielleicht lag es daran, dass nicht nur die Schandtaten der Katholischen Kirche von ihrem Ursprung her, sondern auch die Verstrickung ihrer höchsten Würdenträger darin behandelt werden. Dass das Buch den „moralischen Sündenfall“ der Kirche so eklatant anklagt, wie möglicherweise kein anderes zuvor. So scheue ich mich keineswegs, die Verbrechen der wollüstigen Päpste und weiterer „Gottesmänner“ zu benennen, die Internationale des Missbrauchs aufzuzeigen, genauso wenig wie die Kirchenstrategien der Strafvereitlung, des Schweigens, der Ausreden und der Vertuschungsversuche. Jeweils mit Fallbeispielen, die die Dimension dieser Gräueltaten sowie das Leid der Opfer erst richtig klar macht.
Außerdem beleuchte ich das Tabu, weshalb Priester überhaupt zu Tätern werden und wo die Ursachen liegen. Wohl mit das „brenzligste“ Kapitel ist jenes über Homosexualität, dem Zölibat und dem Kindesmissbrauch und ob es Zusammenhänge gibt oder nicht. Ebenso hinterfrage ich die Wirksamkeit von Therapien, um (geistlichen) Pädokriminellen zu helfen und wie groß die Rückfallquoten tatsächlich sind. Schon jetzt verspreche ich schockierende Erkenntnisse, die das Weltbild von manchem gehörig ins Wanken bringen wird. Zu guter Letzt beschäftige ich mich mit den (auch politischen) Maßnahmen, um den Missbrauch zu bekämpfen und scheue mich nicht, den schändlichen Umgang mit den Opfern zu thematisieren. Der Leser wird schnell das „politische Lügentheater“ durchschauen, bei dem wieder einmal die Gepeinigten weitgehend auf der Strecke bleiben.
Der Stand des Buches entspricht dem von Anfang 2012. Der ursprüngliche Text wurde nicht aktualisiert, lediglich die Kapitel umgestellt, unwesentlich bearbeitet und an manchen Stellen aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen leicht gekürzt. Dabei versteht es sich von selbst, dass sich verschiedene Konstellationen und/oder Personen in ihren Ämtern und Funktionen zwischenzeitlich geändert haben. Dennoch bleibt die Thematik so aktuell wie eh und je.