Gnadenlos
Satirische Erzählungen
Johannes Bettisch
Zeile um Zeile beobachten Sie gemeinsam mit dem Verfasser das Geschehen um sich herum und merken gleich, was in eine heile Welt nicht hineinpasst. Mit jeder gelesenen Seite haben Sie mehr Erfahrung in Erkennung der Zeichen des Unerwünschten, der sozialen und anderen Fallen des Lebens, deren Auslöser und die dahinter stehenden Triebkräfte. Weil Sie auch nicht sehr viel Spaß am autoritären Ton des Predigers oder des Schulmeisters haben, amüsieren Sie sich um so besser, immer zusammen mit dem Autor, über die Reduktion der beanstandeten Tatsachen auf die absurde Essenz ihres Wesentlichen. Sie genießen die beißende Satire des Erzählers, der seine Subjekte aus der Realität des Alltags schöpft, keinen physischen Personen auf den Schlips tritt, dafür jedoch ihre weniger löblichen Charakterzüge, wie hemmungslose Macht- und Geldgier, Rücksichtslosigkeit, amtliche Beschränktheit, also nur Typen, einschließlich seinen eigenen, aus der Wirklichkeit schält, und sie im Rahmen einer konstruktiven Kritik gnadenlos anprangert. So gleitet das Werk trotz seines schonungslosen Inhalts in den Bereich der erholsamen Lektüren voller positivem Humor.
Diesen Eindruck verstärkt die situationsgerechte, unkomplizierte Sprache des Buches, solange es um den Autorentext geht, spezifisch bunte jedoch und lebhaft in der Ausdrucksweise der Gestalten. Trotz seiner zahlreichen Anlässe für tieferes Sinnieren ist das Buch ein vergnüglicher Launenverbesserer, den man ungelesen nur widerstrebend kurz aus der Hand legt.