Goebbels
Waldhof am Bogensee
Micaela Porcelli, Rengha Rodewill
Es mag gut sein, Macht zu besitzen, die auf Gewehren ruht.
»Ein Idyll der Einsamkeit«, schrieb Goebbels am 3. November 1936 in sein Tagebuch im Blockhaus am Ostufer des Bogensees. »Es ist so still und verlassen hier. Man kann denken, arbeiten, in Ruhe lesen, keine Telephonanrufe und Briefe, ganz sich selbst überlassen.« Lida Baarová, die UFA Schauspielerin, seine Liduschka, die Geliebte, hielt sich oft am Bogensee auf. Magda Goebbels blieb in Berlin. Dann wurde das Haus zu klein und im Oktober 1939 wurde ein neugebautes Landhaus auf der gegenüberliegenden Seite des Bogensees fertiggestellt. Goebbels zog sich zum Schreiben seiner Reden immer wieder dorthin zurück. Die Sportpalastrede »Wollt Ihr den totalen Krieg« vom 18. Februar 1943 ist hier entstanden. Seit Juni 1944 verfügte das Anwesen sogar über einen Bunker. Anfang 1945 verließ Joseph Goebbels das Landhaus für immer und am 22. April 1945 begab er sich mit seiner Frau Magda und den sechs Kindern in den Bunker der Reichskanzlei, um in den Trümmern der Reichshauptstadt gemeinsam zu sterben.
Die Rote Armee eroberte das Landhaus in fast unbeschädigtem Zustand. Im März 1946 wurde es an den Provinzial Jugendausschuss übergeben. Der Kommunist und Journalist Wolfgang Leonhard beschreibt »Es waren die letzten Tage der Vorbereitung für die Gründung einer Organisation, die manche von ihnen zumindest durch die Literatur kennen, der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Ich kam am 5. Juni 1946 dorthin, Hermann Weber war bereits seit Ende Mai dort. Es war der erste Lehrgang der späteren FDJ-Schule, der vom 22. Mai bis 6. Juni dauerte. Der Lehrgang begann noch bevor die FDJ eigentlich gegründet worden war.« Benannt wurde die Jugendhochschule 1950 nach des ersten Präsidenten der Deutschen Demokratischen Republik, Wilhelm Pieck, 1951 wurde der Grundstein für die Erweiterungsbauten der Hochschule gelegt. Der Architekt war Hermann Henselmann, im Stil des Sozialistischen Klassizismus.