Goethe, Glück und Helgoland
Erzählungen und autobiografische Skizzen
Reimer Boy Eilers
ZUM BUCH –
Kindheit auf Helgoland in den fünfziger Jahren. Der Weltkrieg hatte die Insel in Trümmer gelegt. Was den Erwachsenen eine Quelle von Mühsal und Leid war, konnte für uns Kinder nur eine fantastische Welt zum Spielen sein. Es gab kein Fernsehen, keine Reisen aufs Festland, nur Groschenhefte und Bücher zwischen zwei Pappdeckeln, gerade genug Lesefutter für die Fantasie.
Helgoland, der winzige Felsen in der Nordsee, hat eine geradezu wilde Geschichte hinter sich. Engländer, Piraten, Dänen, der Berliner Kaiser, Hamburger Pfeffersäcke und Schleswiger Herzöge haben sich selber eingeladen und ihre Herrscherfüße auf die Insel gesetzt. Raffkes vom Festland haben den wunderbaren Kreidefelsen auf der Düne abgebaut, um Mörtel daraus zu gewinnen. Der Verlust dieses Kreidefelsens schmerzt mich heute noch, und wenigstens in meiner literarischen Fantasie möchte ich ihn wieder auferstehen lassen. Deshalb habe ich die nordfriesische Insel Hallund erfunden.
Mit Goethe kann sich der Schreibende in vielerlei Hinsicht auseinandersetzen. Der Weimarer Minister lebte in den künstlerischen Umbruchszeiten der Romantik und war davon mehr beeinflusst als dem Klassiker gemeinhin nachgesagt wird. Das romantische Gefühl schaffte einen neuen Blick auf die „Extreme der Naturlandschaften, das Hochgebirge und die Meeresküsten. Es ist kein Zufall, dass die Gründung der ersten Seebäder in den Jahrzehnten nach 1800 in einer romantisch gestimmten Gesellschaft erfolgte.
Wie das Meer Helgoland umspült, so habe ich mich von den Wellen in manchen Winkel der Erde treiben lassen. Mit siebzehn machte ich meine erste Schiffsreise: von Rotterdam nach New York. Und war glücklich, als ich ein Jahr später den Roten Felsen wiedersah …