Gotha-die Beat-Hochburg von Stasjulevics,  Heiko

Gotha-die Beat-Hochburg

von der Monotonie des JE-YEAH-JE

Wohl kaum eine Generation vor uns hatte so unverschämt viel Glück und konnte ein derart kollektives Dasein im Frieden genießen, wie die Unsere. Von Woodstock und Monterey mit Sex, Drugs und Rock ’n’ Roll, von brennenden Gitarren, von Bob Dylans „Blowing in the wind“ oder von den Beatles „Yesterday“ konnte man im Osten nur träumen. Obwohl die DDR-Zeitschrift „Das Magazin“ schon 1964 wohlwollend über die Beatles berichtete. Das war mutig in einem Staat, in dem verstockte Stalinisten Westmusik als „Waffe der Nato-Politik“ geißelten und Walter Ulbricht in seinem sächsischen Dia¬lekt über das ewige „jäh, jäh, jäh“ herzog. Den größten Schaden in der Gesellschaft richteten jedoch nicht die überall vermuteten feindlichen Agenten an, sondern die Arroganz der eigenen Leute in den übereifrigen Behörden sorgte dafür.
Ob früher alles besser war? – Übersichtlicher bestimmt, nicht so bunt, nicht so schrill – geordnet eben. Der Staat versuchte sich überall einzumischen. Mielkes Stasi wollte nichts dem Zufall überlassen. Dem Stasi-Chef waren die westdeutschen 68-er, die das Leben als ewigen „Summer of Love“ verstanden, ein Gräuel: Studentenaufruhr, Straßenkämpfe, Easy Rider, Kommune I, Stones, Gammler und so. Uns blieb das alles verborgen. Zum Glück, oder?
Der Generationenkonflikt fand trotzdem statt, auf einer anderen Ebene: Als wir jung waren, stritten wir mit den Eltern und Lehrern über Haar- und Rocklängen, Ausgehzeiten, übers Rauchen, die Musik und das, was sie „Umgang“ nannten. Wir fanden sie oft „von Gestern“ und sie uns wahrscheinlich unausstehlich. Ansonsten endeten Diskussionen zu Hause oft mit der gebrüllten Aufforderung: „So lange du die Beine unter unseren Tisch stellst, geschieht was wir sagen!“. Eltern waren eben „Spießer“, und so zogen wir unser Selbstbewusstsein daraus, anders sein zu wollen. Damals jedenfalls. Wir haben versucht, das Beste aus unserem Leben zu machen, auch innerhalb der FDJ und der GST. Wir schafften uns Nischen und sind in die innere Emigration gegangen. Die Rockmusik hat dabei geholfen.

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